Pressemitteilung vom 16. März 2022
DIW Studie vergleicht wirtschaftliche Entwicklung und Steuereinnahmen während der Corona-Pandemie mit der Finanzkrise – Erholung bei den Steuereinnahmen hinkte damals der wirtschaftlichen Entwicklung hinterher, in der Pandemie ist es umgekehrt – Gründe sind unter anderem umfangreichere und schnellere wirtschaftspolitische Maßnahmen – Aber auch die Inflation treibt die Steuereinnahmen
Die Wirtschaft in Deutschland dümpelt noch vor sich hin, doch die Steuereinnahmen sprudeln wieder und lagen 2021 über dem Vorkrisenniveau. In der Finanzkrise ab 2008 hinkten die Steuereinnahmen der wirtschaftlichen Erholung hinterher. Die überraschend hohe Dynamik kam vor allem von der veranlagten Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer, die sich im zweiten Jahr der Corona-Pandemie besser als erwartet entwickelten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
© DIW Berlin
In beiden Krisen gingen die Steuereinnahmen im jeweils ersten Krisenjahr (2009 und 2020) kräftig zurück (–5,2 und –6,5 Prozent). Während in der Finanzkrise die Steuereinnahmen im zweiten Krisenjahr 2010 nur zögerlich um 0,4 Prozent stiegen, war das Plus 2021 sehr stark: knapp 13 Prozent.
„Offensichtlich haben die Unternehmen nicht damit gerechnet, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen die Wirtschaft in der Corona-Pandemie so gut stabilisieren.“ Kristina van Deuverden
„Dass sich die Steuereinnahmen in der Pandemie so viel dynamischer entwickelt haben als in der Finanzkrise, liegt zum einen an den unterschiedlichen Ursachen der Krisen. Zum anderen aber auch an den Reaktionen der Politik, die in der Pandemie sehr viel entschlossener umfangreichere Maßnahmen ergriffen hat“, erläutert Studienautorin Kristina van Deuverden. „Offensichtlich haben die Unternehmen nicht damit gerechnet, dass diese Maßnahmen die Wirtschaft so gut stabilisieren und das führt jetzt zu Nachzahlungen.“ In Deutschland leisten die Unternehmen bei der Einkommen- und der Körperschaftsteuer den Großteil als Vorauszahlung auf den von ihnen im gleichen Jahr erwarteten Gewinn. Sind diese Erwartungen zu niedrig, müssen die Steuerzahlungen angepasst werden. Das könnte den steilen Anstieg 2021 im Vergleich zu 2020 erklären: Die Körperschaftsteuer hat um 73,6 Prozent zugelegt, die Einkommensteuer um knapp 14 Prozent.
„Inflation ist ein weiterer Faktor, der die Steuereinnahmen seit dem vergangenen Sommer getrieben hat“, prognostiziert DIW-Ökonomin van Deuverden. „Auch aus diesem Grund sind die derzeitigen Überlegungen, die privaten Haushalte bei den Energiepreisen zu entlasten, richtig – zumal sich die Teuerung durch die militärische Auseinandersetzung in der Ukraine deutlich beschleunigt.“
Themen: Öffentliche Finanzen , Steuern