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Deutlich mehr Vorständinnen in großen Unternehmen - Beteiligungsgebot scheint bereits zu wirken

DIW Wochenbericht 3 / 2022, S. 22-33

Anja Kirsch, Virginia Sondergeld, Katharina Wrohlich

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Nachdem es jahrelang höchstens in kleinen Schritten voranging, haben große Unternehmen in Deutschland zuletzt deutlich mehr Frauen in ihre Vorstände berufen. In den 200 umsatzstärksten Unternehmen gab es im Spätherbst des vergangenen Jahres 139 Vorständinnen und damit 38 mehr als ein Jahr zuvor. Der entsprechende Frauenanteil nahm um gut drei Prozentpunkte auf fast 15 Prozent zu. So stark war der Anstieg seit Start des DIW Managerinnen-Barometers im Jahr 2006 noch nie. Auch in den DAX-Unternehmen gab es im Durchschnitt deutlich mehr Vorständinnen. Das im vergangenen Jahr verabschiedete Beteiligungsgebot für Vorstände, das ab August dieses Jahres gilt, hat offenbar starke Antizipationseffekte ausgelöst: In den Top-200-Unternehmen, die daran gebunden sein werden, ist der Frauenanteil im Vorstand von gut 14 auf gut 19 Prozent gestiegen, in den anderen Unternehmen hingegen nur von elf auf rund 14 Prozent. Ähnlich wie bei der Geschlechterquote für Aufsichtsräte zeichnet sich auch mit Blick auf die Vorstände ab, dass gesetzliche Vorgaben ein effektives Instrument sind, um den Frauenanteil in Spitzengremien zu erhöhen – wenngleich die Dynamik in den Aufsichtsräten im vergangenen Jahr deutlich schwächer war als in den Jahren zuvor.

Im Managerinnen-Barometer des DIW Berlin werden seit mehr als 15 Jahren die Anteile von Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen (nachfolgend Vorstände) sowie in Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräten sowie Kuratorien (nachfolgend Aufsichtsräte) der größten Unternehmen in Deutschland dokumentiert.infoZuletzt im Jahr 2021, vgl. Anja Kirsch und Katharina Wrohlich (2021): Mehr Frauen in Spitzengremien großer Unternehmen, Dynamik aber verhalten – Gesetzliche Vorgabe könnte Schwung bringen. DIW Wochenbericht Nr. 3, 22–34 (online verfügbar; abgerufen am 11. Januar 2022. Dies gilt auch für alle anderen Online-Quellen dieses Berichts, sofern nicht anders vermerkt). Zudem wird dargestellt, wie viele Frauen als Vorsitzende eines Vorstands beziehungsweise als Vorstandssprecherinnen (nachfolgend Vorstandsvorsitzende) sowie als Aufsichtsratsvorsitzende tätig sind. Diese Frauenanteile werden in diesem Bericht für die 200 – gemessen am Umsatz – größten Unternehmen in Deutschland,infoDie Auswahl der 100 beziehungsweise 200 nach Umsatz größten Unternehmen erfolgte auf Basis der Publikation „Die 100 größten Unternehmen“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Beilage vom 7. Juli 2021). für alle DAX-Unternehmen,infoDie Liste der börsennotierten Unternehmen in den einzelnen DAX-Gruppen wurde der Webseite boerse.de entnommen (online verfügbar, abgerufen am 28. November 2021). alle Unternehmen mit BundesbeteiligunginfoDie vollständige Liste aller Unternehmen mit unmittelbarer Bundesbeteiligung wurde dem Beteiligungsbericht des Bundes 2020 entnommen (online verfügbar, veröffentlicht am 8. April 2021). sowie für die 100 – gemessen an der Bilanzsumme – größten BankeninfoDie Auswahl der nach der Bilanzsumme 100 größten Banken und Sparkassen erfolgte nach Anja U. Kraus und Harald Kuck (2021): Der Brexit wirbelte einiges durcheinander. Die Bank, Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis, 7, 14–25. und – nach Beitragseinnahmen – 60 größten VersicherungeninfoDie Auswahl der nach Beitragseinnahmen 60 größten Versicherungen erfolgte auf Basis einer Sonderauswertung des Kölner Instituts für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste (KIVI). Zudem wurden die größten Rückversicherungsunternehmen aus der Rückversicherungsstatistik mit Stichtag 31. Dezember 2020, veröffentlicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im März 2021, in die Gruppe der 60 größten Versicherungsunternehmen integriert. erfasst. Weiterhin werden die Frauenanteile in Vorständen und Aufsichtsräten auch gesondert für die der Geschlechterquote für Aufsichtsräte sowie dem 2021 beschlossenen Beteiligungsgebot für Vorstände unterliegenden UnternehmeninfoDie Liste der im Herbst 2021 der Geschlechterquote im Aufsichtsrat unterliegenden Unternehmen wurde dankenswerterweise von der Initiative FidAR e.V. zur Verfügung gestellt. berichtet. Zusammen genommen enthält das DIW Managerinnen-Barometer somit Informationen zu etwa 500 Unternehmen in Deutschland. Die hier veröffentlichten Zahlen wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.infoDie Autorinnen dieses Berichts danken Arianna Antezza, Louise Koch und Lukas Hain für die exzellente Unterstützung bei der Datenrecherche. Die Angaben beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten des Jahres 2020, dem Bundesanzeiger sowie auf Anfragen des DIW Berlin bei den Unternehmen.

Top-200-Unternehmen

Bemerkenswerter Anstieg beim Frauenanteil in Vorständen

Der Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten Unternehmen (ohne den Finanzsektor) lag im vierten Quartal des Jahres 2021 bei knapp 15 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es 11,5 Prozent. Eine solch starke Steigerung innerhalb eines Jahres gab es bei diesem Indikator seit Beginn der Datensammlung im Managerinnen-Barometer im Jahr 2006 noch nie (Tabelle 1, Abbildung 1). Die Gesamtzahl der Vorständinnen in den Top-200-Unternehmen ist um 38 auf 139 gestiegen. Allerdings hat sich durch Vorstandsvergrößerungen die Zahl der Vorstandsmitglieder in dieser Unternehmensgruppe insgesamt ebenfalls erhöht. In den Top-100-Unternehmen, die seit 2016 durchweg etwas höhere Frauenanteile in den Vorständen hatten, ist dieser ebenfalls stark gestiegen und lag im Spätherbst 2021 bei über 16 Prozent (im Jahr zuvor waren es knapp 14 Prozent).

Tabelle 1: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten der größten 200 Unternehmen¹ in Deutschland (ohne Finanzsektor)

Top-200-Unternehmen Top-100-Unternehmen
2006 2010 2013 2016 2019 2020 2021 2006 2010 2013 2016 2019 2020 2021
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 200 200 200 200 200 200 200 100 100 100 100 100 100 100
Mit Angaben zur Zusammensetzung 195 195 195 200 197 193 197 97 95 97 100 98 96 97
Mit Frauen im Vorstand 9 22 35 61 78 81 101 1 8 19 35 45 48 60
Anteil in Prozent 4,6 11,3 17,9 30,5 39,6 42,0 51,3 1,0 8,4 19,6 35,0 45,9 50,0 61,9
Mitglieder insgesamt 953 906 906 931 907 878 944 531 490 484 498 484 468 482
Männer 942 877 866 855 813 777 805 530 479 461 455 428 404 403
Frauen 11 29 40 76 94 101 139 1 11 23 43 56 64 79
Anteil der Frauen in Prozent 1,2 3,2 4,4 8,2 10,4 11,5 14,7 0,2 2,2 4,8 8,6 11,6 13,7 16,4
Vorsitze insgesamt2 195 195 194 176 192 183 176 97 97 97 94 97 95 90
Männer 195 193 190 171 182,5 176 162 97 97 96 94 94,5 91 84
Frauen 0 2 4 5 9,5 7 14 0 0 1 0 2,5 4 6
Anteil der Frauen in Prozent 0 1,0 2,1 2,9 4,9 3,8 8,0 0 0 1,0 0 2,6 4,2 6,7
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 200 200 200 200 200 200 200 100 100 100 100 100 100 100
Mit Angaben zur Zusammensetzung 170 166 157 154 164 154 160 87 86 86 81 88 83 86
Mit Frauen im Aufsichtsrat 110 117 123 138 150 145 149 65 61 71 74 83 79 81
Anteil in Prozent 64,7 70,5 78,3 89,6 91,5 94,2 93,1 74,7 70,9 82,6 91,4 94,3 95,2 94,2
Mitglieder insgesamt 2500 2293 2159 2160 2177 2074 2183 1389 1263 1231 1198 1321 1252 1317
Männer 2304 2050 1834 1671 1563 1453 1519 1270 1142 1044 922 932 866 910
Frauen 196 243 325 489 614 621 664 119 121 187 276 389 386 407
Anteil der Frauen in Prozent 7,8 10,6 15,1 22,6 28,2 29,9 30,4 8,6 9,6 15,2 23,0 29,4 30,8 30,9
Vorsitze insgesamt 170 167 160 153 162 153 160 87 87 87 80 87 83 86
Männer 167 165 156 150 156 145 150 85 85 83 78 84 79 81
Frauen 3 2 4 3 6 8 10 2 2 3 2 3 4 5
Anteil der Frauen in Prozent 1,8 1,2 2,5 2,0 3,7 5,2 6,3 2,3 2,3 3,4 2,5 3,4 4,8 5,8

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

2 Doppelspitzen werden jeweils als halber Vorsitz gezählt.

Zahlen für sämtliche Jahre seit 2006 und eine namentliche Auflistung aller Vorständinnen der Top-200-Unternehmen im Jahr 2021 sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

Eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren sehr starke Steigerung gab es auch beim Anteil von Frauen unter den Vorstandsvorsitzenden: In der Gruppe der Top-200-Unternehmen hat sich dieser Anteil im Vorjahresvergleich verdoppelt und lag im vierten Quartal 2021 bei acht Prozent (14 Frauen statt sieben im Jahr zuvor). In den Top-100-Unternehmen ging es mit fast sieben Prozent Frauen als Vorstandsvorsitzenden (statt zuvor gut vier Prozent) ebenfalls deutlich aufwärts. Das entspricht sechs statt vier Frauen, die im vierten Quartal 2021 eines der 100 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland führten.infoManon van Beek (Tennet TSO GmbH), Anna Maria Braun (B. Braun SE), Dr. Stephanie Coßmann (Lanxess AG), Belén Garijo (Merck KGaA) , Tanja Gönner (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH), Dr. Marianne Janik (Microsoft Deutschland GmbH), Christina Johansson (Bilfinger SE), Carla Kriwet (BSH Hausgeräte GmbH), Dr. Nicola Leibinger-Kammüller (Trumpf Gruppe), Martina Merz (Thyssenkrupp AG), Tina Müller (Douglas GmbH), Dr. Sabine Nikolaus (Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH), Aline Seifert (Alliance Healthcare Deutschland AG) und Dr. Susanna Zapreva (Enercity AG).

Frauenanteil in Aufsichtsräten steigt kaum

In den Aufsichtsräten sind die Frauenanteile nach wie vor deutlich höher als in den Vorständen. Im vergangenen Jahr entwickelten sie sich aber weniger dynamisch. In der Gruppe der Top-200-Unternehmen wurde gleichwohl erstmals die 30-Prozent-Marke geknackt. So stieg der Frauenanteil in den dortigen Aufsichtsräten um einen halben Prozentpunkt auf gut 30 Prozent. Stagnation herrschte hingegen in den Kontrollgremien der Top-100-Unternehmen: Wie im Jahr zuvor lag der Frauenanteil im Spätherbst 2021 dort bei knapp 31 Prozent.

Gestiegen ist hingegen die Zahl der Frauen als Aufsichtsratsvorsitzende – wenn auch weiterhin auf niedrigem Niveau: bei den Top-200-Unternehmen von acht im Jahr 2020 auf zehn im Jahr 2021, was etwas mehr als sechs Prozent aller Aufsichtsratsvorsitze entspricht. Bei den Top-100-Unternehmen waren fünf Frauen und damit im Vorjahresvergleich eine mehr Aufsichtsratsvorsitzende – der entsprechende Anteil lag im vierten Quartal 2021 bei knapp sechs Prozent.infoFiliz Albrecht (Bosch Rexroth AG), Dr. Simone Bagel-Trah (Henkel GmbH), Beate Bockelt (Sanofi-Aventis Deutschland GmbH), Anna Borg (Vattenfall GmbH), Cathrina Claas-Mühlhäuser (Claas KGaA mbH), Yvonne van der Laan (Basell Polyolefine GmbH), Doreen Nowotne (Brenntag SE), Monika Standziak-Koresh (Orlen Deutschland GmbH), Cristina Stenbeck (Zalando SE) und Bettina Würth (Würth-Gruppe).

Börsennotierte Unternehmen

Überall mehr Frauen in Vorständen – besonders starke Steigerung in der DAX-40-Gruppe

Der Frauenanteil in den Vorständen der untersuchten börsennotierten Unternehmen (DAX-40, MDAX, SDAX und TecDAX) ist – wie auch in den Top-200-Unternehmen – im Vergleich zu den Vorjahren stark gestiegen. Im Spätherbst 2021 lag er im Durchschnitt aller DAX-Unternehmen bei etwas mehr als 14 Prozent – ein Anstieg um drei Prozentpunkte gegenüber dem Jahr zuvor (Tabelle 2). Einen so großen Anstieg innerhalb eines Jahres gab es seit Beginn des Beobachtungszeitraumes im Jahr 2011 noch nie. Der Frauenanteil unter den Vorstandsvorsitzenden ist ebenfalls gestiegen, auf zuletzt knapp sechs Prozent.infoDr. Stephanie Coßmann (Lanxess AG), Melissa Di Donato (SUSE S.A.), Belén Garijo (Merck KGaA), Dr. Britta Giesen (Pfeiffer Vacuum Technology AG), Christina Johansson (Bilfinger SE), Martina Merz (Thyssenkrupp AG), Petra von Strombeck (New Work SE), Sonja Wärntges (DIC Asset AG) und Maria Zesch (Takkt AG).

Tabelle 2: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten ausgewählter börsennotierter Unternehmen¹ in Deutschland

Unterliegen der Geschlechterquote im Aufsichtsrat3 Durchschnitt DAX-Gruppen
2016 2018 2020 2021 20114 2013 2015 2017 2019 2020 2021
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 106 104 107 103 130 160 160 160 160 160 160
Mit Angaben zur Zusammensetzung 106 104 107 103 130 160 160 160 159 159 159
Mit Frauen im Vorstand 26 34 50 57 17 37 35 43 56 64 81
Anteil in Prozent 24,5 32,7 46,7 55,3 13,1 23,1 21,9 26,9 35,2 40,3 50,9
Mitglieder insgesamt 447 483 485 476 569 681 658 697 706 686 689
Männer 446 442 424 405 549 639 620 647 640 610 592
Frauen 31 41 61 71 20 42 38 50 66 76 97
Anteil der Frauen in Prozent 6,5 8,5 12,6 14,9 3,5 6,2 5,8 7,2 9,3 11,1 14,1
Vorsitze insgesamt2 103 104 107 103 130 160 158 155 157 157 158
Männer 102 102 104 97 129 159 158 150 152,5 152 149
Frauen 1 2 3 6 1 1 0 5 4,5 5 9
Anteil der Frauen in Prozent 1,0 1,9 2,8 5,8 0,8 0,6 0 3,2 2,9 3,2 5,7
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 106 104 107 103 130 160 160 160 160 160 160
Mit Angaben zur Zusammensetzung 105 104 107 103 130 160 158 160 159 159 159
Mit Frauen im Aufsichtsrat 105 104 107 103 82 119 130 137 136 141 144
Anteil in Prozent 100 100 100 100 63,1 74,4 81,3 85,6 85,5 88,7 90,6
Mitglieder insgesamt 1562 1511 1621 1552 1406 1668 1653 1761 1698 1703 1677
Männer 1134 1016 1045 1002 1228 1384 1284 1284 1167 1150 1126
Frauen 428 495 576 550 178 286 369 477 531 553 557
Anteil der Frauen in Prozent 27,4 32,8 35,5 35,4 12,7 17,1 22,3 27,1 31,3 32,4 33,2
Vorsitze insgesamt 104 104 107 103 130 158 158 160 159 159 159
Männer 100 100 102 99 129 154 152 155 151 152 151
Frauen 4 4 5 4 1 4 6 5 8 7 8
Anteil der Frauen in Prozent 3,8 3,8 4,7 3,9 0,8 2,5 3,8 3,1 5,0 4,4 5,0

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

2 Doppelspitzen werden jeweiels als halber Vorsitz gezählt.

3 Unternehmen laut Women-on-Board-Index 2021 von FidAR.

4 Berechnungen ohne TecDAX-Unternehmen.

Zahlen für weitere Jahre und eine namentliche Auflistung aller Frauen in Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland im Jahr 2021 sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

Ein detaillierterer Blick auf die einzelnen DAX-Gruppen (Tabelle 3) zeigt, dass die größten börsennotierten Unternehmen, die im DAX-40-Index vertreten sind, mit Blick auf den Frauenanteil in Vorständen im vierten Quartal 2021 nach wie vor vorne lagen (17,5 Prozent). Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Leitindex der deutschen Börse im September 2021 von 30 auf 40 Unternehmen erweitert wurde. Da sich die Zusammensetzung der DAX-Spitzengruppe dadurch deutlich verändert hat, sind die Frauenanteile in den Gremien der DAX-30-Unternehmen aus dem Herbst 2020 nur bedingt vergleichbar mit denen der DAX-40-Unternehmen im Herbst 2021. Betrachtet man nur die Unternehmen, die 2020 im DAX-30 vertreten waren, zeigt sich für diese im Herbst 2021 mit knapp 19 Prozent ein höherer Frauenanteil in Vorständen als in der DAX-40-Gruppe. Gegenüber dem Jahr zuvor entsprach das einer Steigerung um gut vier Prozentpunkte.

Tabelle 3: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten der DAX-30-/DAX-40- und MDAX-Unternehmen¹

DAX-30/DAX-402 MDAX3
2008 2011 2015 2019 2020 2021 (DAX-30) 2021 (DAX-40) 2011 2015 2019 2020 2021 (MDAX-60) 2021 (MDAX-50)
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 30 30 30 30 30 294 40 50 50 60 60 60 50
Mit Angaben zur Zusammensetzung 30 30 30 29 29 28 39 50 50 60 60 60 50
Mit Frauen im Vorstand 1 6 16 22 21 25 31 5 5 19 24 26 20
Anteil in Prozent 3,3 20,0 53,3 75,9 72,4 89,3 79,5 10,0 10,0 31,7 40,0 43,3 40,0
Mitglieder insgesamt 183 188 197 190 178 176 234 213 195 257 250 248 193
Männer 182 181 178 162 152 143 193 208 190 234 220 217 170
Frauen 1 7 19 28 26 33 41 5 5 23 30 31 23
Anteil der Frauen in Prozent 0,5 3,7 9,6 14,7 14,6 18,8 17,5 2,3 2,6 8,9 12,0 12,5 11,9
Vorsitze insgesamt5 30 30 30 29 29 28 39 50 48 59 59 59 49
Männer 30 30 30 28,5 29 27 38 50 48 57 57 57 47
Frauen 0 0 0 0,5 0 1 1 0 0 2 2 2 2
Anteil der Frauen in Prozent 0 0 0 1,7 0 3,6 2,6 0 0 3,4 3,4 3,4 4,1
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 30 30 30 30 30 29 40 50 50 60 60 60 50
Mit Angaben zur Zusammensetzung 30 30 30 29 29 28 39 50 50 60 60 60 50
Mit Frauen im Aufsichtsrat 27 26 28 29 29 28 39 35 46 54 55 55 45
Anteil in Prozent 90,0 86,7 93,3 100 100 100 100 70,0 92,0 90,0 91,7 91,7 90,0
Mitglieder insgesamt 527 479 488 458 452 436 544 581 599 604 629 625 527
Männer 458 404 357 296 287 281 355 515 472 416 420 418 353
Frauen 69 75 131 162 165 155 189 66 127 188 209 207 174
Anteil der Frauen in Prozent 13,1 15,7 26,8 35,4 36,5 35,6 34,7 11,4 21,2 31,1 33,2 33,1 33,0
Vorsitze insgesamt kA 30 30 29 29 28 39 50 50 60 60 60 50
Männer kA 29 29 28 28 27 36 50 48 57 57 57 49
Frauen kA 1 1 1 1 1 3 0 2 3 3 3 1
Anteil der Frauen in Prozent kA 3,3 3,3 3,4 3,4 3,6 7,7 0 4,0 5,0 5,0 5,0 2,0

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

2 Seit 20. September 2021 umfasst die Gruppe der größten börsennotierten Unternehmen 40 statt 30 Mitglieder.

3 Im Gegenzug zur Ausweitung der DAX-30- auf DAX-40 Gruppe wurde der MDAX im Herbst 2021 um zehn Unternehmen verkleinert.

4 Deutsche Wohnen SE wurde im Jahr 2021 von Vonovia SE übernommen und deshalb nicht mehr berücksichtigt.

5 Doppelspitzen werden jeweils als halber Vorsitz gezählt.

Zahlen für weitere Jahre sind online abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

Von der Änderung der Zusammensetzung der Börsenindizes war auch der MDAX betroffen – in diesem Index sind seit September 2021 zehn Unternehmen weniger erfasst. Vergleicht man den Frauenanteil in den Vorständen der MDAX-Unternehmen der neuen Zusammensetzung im Spätherbst 2021 mit dem des vorangegangenen Jahres, zeigt sich in etwa eine Stagnation bei rund zwölf Prozent. Ein Vergleich mit der MDAX-Gruppe in der Zusammensetzung aus dem Herbst 2020 ergibt keine größeren Unterschiede.

Im Gegensatz dazu hat sich der Frauenanteil in den Vorständen der SDAX- und TecDAX-Unternehmen merklich erhöht: von knapp acht auf fast 13 Prozent bei den SDAX- und von knapp elf auf fast 14 Prozent bei den TecDAX-Unternehmen (Tabelle 4).

Tabelle 4: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten der SDAX- und TecDAX-Unternehmen¹

SDAX TecDAX
2011 2013 2015 2017 2019 2020 2021 2013 2015 2017 2019 2020 2021
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 50 50 50 50 70 70 70 30 30 30 30 30 30
Mit Angaben zur Zusammensetzung 50 50 50 50 70 70 70 30 30 30 30 30 30
Mit Frauen im Vorstand 6 11 11 9 15 19 30 8 3 5 9 8 10
Anteil in Prozent 12,0 22,0 22,0 18,0 21,4 27,1 42,9 26,7 10,0 16,7 30,0 26,7 33,3
Mitglieder insgesamt 168 170 165 172 259 258 262 107 101 117 131 120 118
Männer 160 157 154 163 244 238 229 98 98 111 119 107 102
Frauen 8 13 11 9 15 20 33 9 3 6 12 13 16
Anteil der Frauen in Prozent 4,8 7,6 6,7 5,2 5,8 7,8 12,6 8,4 3,0 5,1 9,2 10,8 13,6
Vorsitze insgesamt2 50 50 50 48 69 69 70 30 30 29 29 30 30
Männer 49 50 50 46 67 66 64 30 30 27 28,5 29 28
Frauen 1 0 0 2 2 3 6 0 0 2 0,5 1 2
Anteil der Frauen in Prozent 2,0 0 0 4,2 2,9 4,3 8,6 0 0 6,9 1,7 3,3 6,7
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 50 50 50 50 70 70 70 30 30 30 30 30 30
Mit Angaben zur Zusammensetzung 50 50 49 50 70 70 70 30 29 30 30 30 30
Mit Frauen im Aufsichtsrat 21 27 33 35 53 57 60 19 23 25 26 26 27
Anteil in Prozent 42,0 54,0 67,3 70,0 75,7 81,4 85,7 63,3 79,3 83,3 86,7 86,7 90,0
Mitglieder insgesamt 346 388 365 399 636 622 612 207 201 241 259 266 269
Männer 309 337 302 309 455 443 418 174 153 187 178 182 176
Frauen 37 51 63 90 181 179 194 33 48 54 81 84 93
Anteil der Frauen in Prozent 10,7 13,1 17,3 22,6 28,5 28,8 31,7 15,9 23,9 22,4 31,3 31,6 34,6
Vorsitze insgesamt 50 50 49 50 70 70 70 30 29 30 30 30 30
Männer 50 50 48 49 66 67 66 29 27 28 28 28 27
Frauen 0 0 1 1 4 3 4 1 2 2 2 2 3
Anteil der Frauen in Prozent 0 0 2,0 2,0 5,7 4,3 5,7 3,3 6,9 6,7 6,7 6,7 10,0

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

2 Doppelspitzen werden jeweils als halber Vorsitz gezählt.

Zahlen für weitere Jahre sind online abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

Was die Vorstandsvorsitze betrifft, gab es in allen DAX-Gruppen Steigerungen, mit Ausnahme der MDAX-Unternehmen (nach wie vor zwei Frauen als Vorstandsvorsitzende).infoDr. Stephanie Coßmann (Lanxess AG) und Martina Merz (Thyssenkrupp AG). Bei den DAX-40-Unternehmen gab es im Spätherbst 2021 mit Belén Garijo bei Merck wieder eine Frau als Vorstandsvorsitzende. Bei den SDAX-Unternehmen stieg die Zahl der Frauen unter den Vorstandsvorsitzenden von drei auf sechs und bei den TecDAX-Unternehmen von einer Frau auf zwei Frauen.infoSDAX: Melissa Di Donato (SUSE S.A.), Dr. Britta Giesen (Pfeiffer Vacuum Technology AG), Christina Johansson (Bilfinger SE), Petra von Strombeck (New Work SE), Sonja Wärntges (DIC Asset AG), Maria Zesch (Takkt AG). TecDAX: Melissa Di Donato (SUSE S.A.) und Dr. Britta Giesen (Pfeiffer Vacuum Technology AG).

Frauenanteil in Aufsichtsräten steigt nur bei SDAX- und TecDAX-Unternehmen

Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der DAX-Unternehmen hat bereits im Jahr 2018 die 30-Prozent-Marke geknackt (Tabelle 2). Seither war die Entwicklung in diesem Gremium weniger dynamisch, zuletzt gab es in einigen Gruppen sogar leichte Rückgänge zu verzeichnen. Im Durchschnitt aller DAX-Gruppen betrug der Frauenanteil in den Aufsichtsräten im Spätherbst 2021 gut 33 Prozent und damit knapp einen Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor.

Die höchsten Frauenanteile in den Aufsichtsräten hatten in den vergangenen Jahren immer die größten börsennotierten Unternehmen. In der DAX-40-Gruppe betrug der Frauenanteil im vierten Quartal 2021 knapp 35 Prozent und damit mehr als in den anderen DAX-Gruppen (Tabelle 3). Allerdings lag dieser Wert unter dem des Vorjahres – auch dann, wenn die Umstrukturierung des Indexes berücksichtigt wird.

Während bei den MDAX-Unternehmen eine Stagnation des Frauenanteils in den Aufsichtsräten bei 33 Prozent zu beobachten ist, stieg er in den SDAX- und TecDAX-Unternehmen jeweils um drei Prozentpunkte – auf knapp 32 Prozent beziehungsweise fast 35 Prozent. Somit lag der Frauenanteil in den Aufsichtsräten im Spätherbst 2021 erstmals in allen DAX-Gruppen über 30 Prozent.

Beteiligungsunternehmen des Bundes: Frauenanteil in Vorständen stagniert auf relativ hohem Niveau

Beteiligungsunternehmen des Bundes sind aufgrund ihrer teilweise geringen Größe nur begrenzt vergleichbar mit den anderen untersuchten Unternehmensgruppen. Zudem sind im Unterschied zur Privatwirtschaft Aufsichtsratssitze in öffentlichen Unternehmen oftmals an eine Führungsposition in der öffentlichen Verwaltung oder an politische Mandate gekoppelt. Durch diese funktionsgebundene Gremienbesetzung wird der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der öffentlichen Unternehmen vom Frauenanteil in den höheren Ebenen der öffentlichen Verwaltung und in politischen Ämtern beeinflusst.

Bislang haben die Unternehmen mit Bundesbeteiligung einen höheren Anteil von Frauen in den Vorständen als privatwirtschaftliche Unternehmen. Besonders in den Jahren von 2018 bis 2020 waren hier deutliche Steigerungen zu beobachten: Der Frauenanteil in den Vorständen dieser Unternehmensgruppe stieg von knapp 18 Prozent im Jahr 2018 auf fast 28 Prozent im Herbst 2020. Zuletzt hat sich diese positive Entwicklung jedoch nicht fortgesetzt. Im Spätherbst 2021 betrug der Frauenanteil in den Vorständen der Beteiligungsunternehmen des Bundes erneut knapp 28 Prozent (Tabelle 5). Zwar gab es mit 45 Vorständinnen drei mehr als im Jahr zuvor – weil es aber insgesamt mehr Unternehmen mit Bundesbeteiligung und somit Vorstandsposten gab, veränderte sich der Anteil nicht.

Tabelle 5: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten der Beteiligungsunternehmen¹ des Bundes

2010 2013 2015 2017 2019 2020 2021
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 61 60 61 61 62 63 66
Mit Angaben zur Zusammensetzung 60 60 61 60 62 63 66
Mit Frauen im Vorstand 9 14 20 22 28 32 33
Anteil in Prozent 15,0 23,3 32,8 36,7 45,2 50,8 50,0
Mitglieder insgesamt 152 143 144 140 150 151 162
Männer 142 125 122 115 117 109 117
Frauen 10 18 22 25 33 42 45
Anteil der Frauen in Prozent 6,6 12,6 15,3 17,9 22,0 27,8 27,8
Vorsitze insgesamt 54 56 37 41 49 46 37
Männer 51 51 33 36 41 35 30
Frauen 3 5 4 5 8 11 7
Anteil der Frauen in Prozent 5,6 8,9 10,8 12,2 16,3 23,9 18,9
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 61 60 61 61 62 63 66
Mit Angaben zur Zusammensetzung 54 51 55 51 56 56 59
Mit Frauen im Aufsichtsrat 46 41 53 50 56 56 59
Anteil in Prozent 85,2 80,4 96,4 98,0 100 100 100
Mitglieder insgesamt 577 553 595 530 601 602 626
Männer 472 453 431 368 393 380 385
Frauen 105 100 164 162 208 222 241
Anteil der Frauen in Prozent 18,2 18,1 27,6 30,6 34,6 36,9 38,5
Vorsitze insgesamt 53 47 55 51 54 56 59
Männer 45 39 48 41 43 42 40
Frauen 8 8 7 10 11 14 19
Anteil der Frauen in Prozent 15,1 17,0 12,7 19,6 20,4 25,0 32,2

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

Zahlen für weitere Jahre und die Namen der Frauen, die dem Vorstand oder Aufsichtsrat eines Unternehmens mit Bundesbeteiligung vorsitzen, sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

Entgegen der Entwicklung in den großen Unternehmen in der Privatwirtschaft ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Unternehmen mit Bundesbeteiligung weiter gestiegen, um etwa anderthalb Prozentpunkte auf rund 39 Prozent. Damit liegt diese Unternehmensgruppe über der DAX-40-Gruppe (Abbildung 1). Deutlich häufiger als in allen anderen Unternehmensgruppen führt bei den Beteiligungsunternehmen des Bundes zudem eine Frau den Aufsichtsrat. Im vierten Quartal des Jahres 2021 war das in etwa jedem dritten Unternehmen der Fall.infoHelga Barth (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik gGmbH), Annabritta Biederbick (Zentrale Stelle zur Abrechnung von Arzneimittelrabatten), Dr. Daniela Brönstrup (WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH), Tanja Burckardt (Bw Bekleidungsmanagement GmbH), Yasmin Fahimi (SprinD GmbH), Antje Geese (DFS Deutsche Flugsicherung GmbH und Fluko Flughafenkoordination Deutschland GmbH), Monika Grütter (Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH), Eva-Lotta Gutjahr (juris GmbH), Dr. Simone Hartmann (HIL Heeresinstandsetzungslogistik GmbH), Oda Keppler (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ), Prof. Dr. Veronika von Messling (Helmholtz-Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH), Dr. Julia Reuss (NOW GmbH), Ulrike Schauz (Transit-Film-Gesellschaft mbH), Prof. Dr. Ina Schieferdecker (CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit gGmbH), Rita Schwarzelühr-Sutter (Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH), Tatjana Tegtbauer (DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) und Tanja Überall (GEKA Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten mbH).

Banken und Versicherungen

Ebenfalls starke Anstiege beim Frauenanteil in Vorständen, aber kaum Zuwächse in Aufsichtsräten

Bei den 100 größten Banken in Deutschland ist der Frauenanteil in den Vorständen wie auch in den Top-200-Unternehmen der übrigen Sektoren der Privatwirtschaft zuletzt stark gestiegen – wenn auch auf niedrigerem Niveau: Im Spätherbst 2021 betrug er hier gut 13 Prozent – ein Zuwachs von fast drei Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr zuvor (Tabelle 6). Auch bei den 60 größten Versicherungen stieg der Frauenanteil über 13 Prozent, ausgehend von knapp zwölf Prozent im Herbst 2020. Unter den Vorstandsvorsitzenden gab es in den 100 größten Banken im vierten Quartal 2021 mit acht Frauen jedoch zwei weniger als im Jahr zuvor, der entsprechende Frauenanteil sank von etwas mehr als zehn auf gut acht Prozent.infoKristine Braden (Citigroup Global Markets Europe AG), Isabelle Chevelard (Targobank AG), Ines Dietze (SWN Kreissparkasse Waiblingen), Karin-Brigitte Göbel (Stadtsparkasse Düsseldorf), Tanja Müller-Ziegler (Landesbank Berlin AG), Christine Novakovic (UBS Europe SE), Silke Schneider-Wild (Sparda-Bank München e.G.) und Edith Weymayr (Landeskreditbank Baden-Württemberg-Förderbank (L-Bank)). Bei den Versicherungen gab es hingegen einen starken Anstieg: fünf Frauen als Vorstandsvorsitzende (gut acht Prozent) waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor (zwei Frauen beziehungsweise gut drei Prozent).infoHeike Bähner (Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G.), Zeliha Hanning (Württembergische Lebensversicherung AG und Württembergische Versicherung AG), Katharina Jessel (Bayerische Beamtenkrankenkasse AG) und Nina Klingspor (Allianz Private Krankenversicherungs-AG).

Tabelle 6: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten großer Banken und Versicherungen in Deutschland¹

Banken Versicherungen
2006 2010 2013 2016 2019 2020 2021 2006 2010 2013 2016 2019 2020 2021
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 100 100 100 100 100 100 992 63 62 60 59 60 60 60
Mit Angaben zur Zusammensetzung 100 100 100 100 100 100 99 63 62 60 59 59 59 60
Mit Frauen im Vorstand 10 10 24 30 32 33 39 10 10 29 31 26 32 32
Anteil in Prozent 10,0 10,0 24,0 30,0 32,0 33,0 39,4 15,9 16,1 48,3 52,5 44,1 54,2 53,3
Mitglieder insgesamt 442 408 396 404 410 392 403 394 399 396 357 327 338 348
Männer 431 396 371 371 370 351 350 384 389 362 322 291 298 302
Frauen 11 12 25 33 40 41 53 10 10 34 35 36 40 46
Anteil der Frauen in Prozent 2,5 2,9 6,3 8,2 9,8 10,5 13,2 2,5 2,5 8,6 9,8 11,0 11,8 13,2
Vorsitze insgesamt 100 100 100 98 98 98 95 63 62 60 59 59 59 60
Männer 98 98 97 94 93 88 87 63 62 59 58 57 57 55
Frauen 2 2 3 4 5 10 8 0 0 1 1 2 2 5
Anteil der Frauen in Prozent 2,0 2,0 3,0 4,1 5,1 10,2 8,4 0 0 1,7 1,7 3,4 3,4 8,3
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 100 100 100 100 100 100 992 63 62 60 59 60 60 60
Mit Angaben zur Zusammensetzung 100 100 100 98 99 99 97 63 62 60 59 58 58 60
Mit Frauen im Aufsichtsrat 89 88 89 95 95 97 94 46 48 50 52 52 51 52
Anteil in Prozent 89,0 88,0 89,0 96,9 96,0 98,0 96,9 73,0 77,4 83,3 88,1 89,7 87,9 86,7
Mitglieder insgesamt 1633 1548 1485 1520 1564 1585 1428 812 732 683 639 581 588 605
Männer 1387 1295 1230 1194 1208 1206 1074 720 645 572 498 452 445 453
Frauen 246 253 255 326 356 379 354 92 87 111 141 129 143 153
Anteil der Frauen in Prozent 15,1 16,3 17,2 21,4 22,8 23,9 24,8 11,3 11,9 16,3 22,1 22,2 24,3 25,3
Vorsitze insgesamt 100 100 100 98 99 99 97 63 62 60 59 58 58 60
Männer 97 97 97 91 95 92 90 63 61 59 58 57 54 54
Frauen 3 3 3 7 4 7 7 0 1 1 1 1 4 6
Anteil der Frauen in Prozent 3,0 3,0 3,0 7,1 4,0 7,1 7,2 0 1,6 1,7 1,7 1,7 6,9 10,0

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

2 Die Deutsche Hypothekenbank AG ist in der Norddeutsche Landesbank Girozentrale aufgegangen, deshalb wird sie nicht mehr berücksichtigt.

Zahlen für weitere Jahre und eine namentliche Auflistung aller Vorständinnen in Banken und Versicherungen im Jahr 2021 sind hier abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

In den Aufsichtsräten des Finanzsektors sind die Frauenanteile im vergangenen Jahr moderat gestiegen. In den 100 größten Banken nahm er um etwa einen Prozentpunkt auf knapp 25 Prozent zu, in den 60 größten Versicherungen um ebenfalls einen Prozentpunkt auf gut 25 Prozent. Einen Anstieg gab es bei den Versicherungen auch beim Frauenanteil unter den Aufsichtsratsvorsitzenden, von knapp sieben auf zehn Prozent (sechs Frauen statt vier).infoProf. Dr. Liane Buchholz (Westfälische Provinzial Versicherung AG), Cosima Ingenschay (DEVK Allgemeine Versicherungs-AG), Silke Lautenschläger (DKV Deutsche Krankenversicherung AG), Ulrike Lubek (Provinzial Rheinland Versicherung AG), Alison Martin (ZURICH Insurance plc, NL f. Deutschland) und Isabella Pfaller (Bayerische Beamtenkrankenkasse AG). Bei den 100 größten Banken gab es weiterhin sieben Frauen unter den Aufsichtsratsvorsitzenden, was einem Anteil von gut sieben Prozent entspricht.infoDr. Ingrun-Ulla Bartölke (Volkswagen Bank GmbH), Anke Beckemeyer (Sparda-Bank West e.G.), Katrin Lange (Investitionsbank des Landes Brandenburg), Mónica López-Monis Gallego (Santander Consumer Bank AG), Ramona Pop (IBB Investitionsbank Berlin), Gitta Wild (Sparda-Bank Südwest e.G.) und Clare Woodman (Morgan Stanley Europe SE).

Frauenanteil in Vorständen steigt in allen Bankengruppen, in Aufsichtsräten nur bei öffentlich-rechtlichen Banken

Vergleicht man die einzelnen Bankengruppen untereinander, so zeigt sich, dass die Privatbanken mit über 17 Prozent den weitaus höchsten Frauenanteil in den Vorständen haben, gefolgt von den Genossenschaftsbanken mit zwölf Prozent und den öffentlich-rechtlichen Banken mit rund elf Prozent (Tabelle 7). In allen drei Bankengruppen stieg der Anteil der Vorständinnen gegenüber dem vorherigen Jahr deutlich – im Gegensatz zur Zahl der Frauen als Vorstandsvorsitzende: sowohl bei den öffentlich-rechtlichen als auch bei den Genossenschaftsbanken ist sie mit vier Frauen beziehungsweise einer Frau gleich geblieben. Bei den Privatbanken hatten im Spätherbst 2021 mit drei Frauen sogar zwei weniger einen Vorstandsvorsitz inne als ein Jahr zuvor.infoÖffentlich-rechtliche Banken: Karin-Brigitte Göbel (Stadtsparkasse Düsseldorf), Tanja Müller-Ziegler (Landesbank Berlin AG), Edith Weymayr (Landeskreditbank Baden-Württemberg-Förderbank (L-Bank), Ines Dietze (SWN Kreissparkasse Waiblingen). Genossenschaftsbanken: Silke Schneider-Wild (Sparda-Bank München e.G.). Privatbanken: Kristine Braden (Citigroup Global Markets Europe AG), Isabelle Chevelard (Targobank AG) und Christine Novakovic (UBS Europe SE).

Tabelle 7: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten großer Banken in Deutschland¹ nach Säulen des Finanzsektors

Öffentlich-rechtliche Banken Private Banken2 Genossenschaftsbanken
2010 2015 2019 2020 2021 2010 2015 2019 2020 2021 2010 2015 2019 2020 2021
Vorstände/Geschäftsführungen
Unternehmen insgesamt 52 52 54 54 503 36 31 27 27 29 12 17 19 19 20
Mit Angaben zur Zusammensetzung 52 52 54 54 50 36 31 27 27 29 12 17 19 19 20
mit Frauen im Vorstand 3 14 16 13 16 5 10 10 14 16 2 4 6 6 7
Anteil in Prozent 5,8 26,9 29,6 24,1 32,0 13,9 32,3 37,0 51,9 55,2 16,7 23,5 31,6 31,6 35,0
Mitglieder insgesamt 203 203 204 196 190 157 128 129 122 138 48 63 77 74 75
Männer 199 187 185 180 170 151 118 115 105 114 46 59 70 66 66
Frauen 4 16 19 16 20 6 10 14 17 24 2 4 7 8 9
Anteil der Frauen in Prozent 2,0 7,9 9,3 8,2 10,5 3,8 7,8 10,9 13,9 17,4 4,2 6,3 9,1 10,8 12,0
Vorsitze insgesamt 52 52 53 53 49 36 29 26 26 27 12 17 19 19 19
Männer 52 51 50 49 45 34 28 25 21 24 12 16 18 18 18
Frauen 0 1 3 4 4 2 1 1 5 3 0 1 1 1 1
Anteil der Frauen in Prozent 0 1,9 5,7 7,5 8,2 5,6 3,4 3,8 19,2 11,1 0 5,9 5,3 5,3 5,3
Aufsichts-/Verwaltungsräte
Unternehmen insgesamt 52 52 54 54 50 36 31 27 27 29 12 17 19 19 20
Mit Angaben zur Zusammensetzung 52 52 54 54 50 36 29 26 26 27 12 17 19 19 20
mit Frauen im Aufsichtsrat 48 52 53 54 49 29 25 24 25 25 11 16 18 18 20
Anteil in Prozent 92,3 100 98,0 100 98,0 80,6 86,2 92,3 96,2 92,6 91,7 94,1 95,0 95,0 100
Mitglieder insgesamt 960 933 957 985 829 396 311 308 295 288 192 274 299 305 311
Männer 802 725 754 763 627 333 239 224 210 207 160 231 230 233 240
Frauen 158 208 203 222 202 63 73 84 85 81 32 43 69 72 71
Anteil der Frauen in Prozent 16,5 22,3 21,2 22,5 24,4 15,9 23,5 27,3 28,8 28,1 16,7 15,7 23,1 23,6 22,8
Vorsitze insgesamt 52 52 54 54 50 36 29 26 26 27 12 17 19 19 20
Männer 49 47 52 50 48 36 28 24 24 24 12 17 19 18 18
Frauen 3 5 2 4 2 0 1 2 2 3 0 0 0 1 2
Anteil der Frauen in Prozent 5,8 9,6 3,7 7,4 4,0 0 3,4 7,7 7,7 11,1 0 0 0 5,0 10,0

1 Die Zahlen für das Jahr 2021 wurden vom 28. November bis 7. Dezember 2021 recherchiert.

2 Zwei der Privatbanken sind freie Sparkassen.

3 Die Deutsche Hypothekenbank AG ist in der Norddeutsche Landesbank Girozentrale aufgegangen, deshalb wird sie nicht mehr berücksichtigt.

Zahlen für weitere Jahre sind online abrufbar: www.diw.de/managerinnen

Quelle: Eigene Erhebungen und Berechnungen.

In den Aufsichtsräten konnten sich im vergangenen Jahr nur die öffentlich-rechtlichen Banken verbessern: In dieser Bankengruppe stieg der Frauenanteil um etwa zwei Prozentpunkte auf gut 24 Prozent. Bei den Privatbanken ging der Wert sogar etwas zurück (von knapp 29 auf gut 28 Prozent), ebenso bei den Genossenschaftsbanken (von rund 24 auf knapp 23 Prozent).

Bei den öffentlich-rechtlichen Banken ist – entgegen dem positiven Trend beim Frauenanteil in den Aufsichtsräten – aber die Zahl der Frauen gesunken, die einen Aufsichtsratsvorsitz innehatten (zwei im Vergleich zu vier im Jahr zuvor). Bei den Privatbanken standen hingegen drei statt zuvor zwei Frauen dem Kontrollgremium vor, bei den Genossenschaftsbanken zwei statt eine.infoÖffentlich-rechtliche Banken: Katrin Lange (Investitionsbank des Landes Brandenburg) und Ramona Pop (IBB Investitionsbank Berlin). Privatbanken: Dr. Ingrun-Ulla Bartölke (Volkswagen Bank GmbH), Mónica López-Monis Gallego (Santander Consumer Bank AG) und Clare Woodman (Morgan Stanley Europe SE). Genossenschaftsbanken: Anke Beckemeyer (Sparda-Bank West e.G.) und Gitta Wild (Sparda-Bank Südwest e.G.).

Die 100 größten Banken hatten zu Beginn des Beobachtungszeitraums Mitte der 2000er Jahre zunächst höhere Frauenanteile in Aufsichtsräten und Vorständen vorzuweisen als die 100 größten übrigen Unternehmen des Privatsektors. Bereits vor einigen Jahren wurden sie jedoch sowohl beim Frauenanteil in Aufsichtsräten (im Jahr 2016) als auch mit Blick auf den Frauenanteil in Vorständen (im Jahr 2018) von den anderen Sektoren überholt (Abbildung 2). Mittlerweile liegen die Top-100-Banken sowohl beim Frauenanteil in Aufsichtsräten als auch beim Frauenanteil in Vorständen weit hinter den Top-100-Unternehmen zurück.infoEin ausführlicher Vergleich der Entwicklung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten und Vorständen im Zeitraum von 2006 bis 2019 sowie ein Überblick über mögliche Ursachen zur besonders schleppenden Entwicklung des Frauenanteils in den Spitzengremien des Finanzsektors findet sich in Kirsch und Wrohlich (2020), a.a.O.

Gesetzgebung zur Beteiligung beider Geschlechter in Aufsichtsräten und Vorständen wirkt positiv

Dass gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquoten deutlich mehr Wirkung zeigen als nicht verbindliche Empfehlungen oder freiwillige Selbstverpflichtungen, zeigen internationale Vergleichsstudien.infoVgl. dazu Paula Arndt und Katharina Wrohlich (2019): Geschlechterquoten im europäischen Vergleich: Harte Sanktionen bei Nichteinhaltung sind am wirkungsvollsten. DIW Wochenbericht Nr. 38, 691–698 (online verfügbar). Aber auch ein Vergleich innerhalb Deutschlands unterstreicht die Effektivität dieser Maßnahme. Hierzulande wurde im Jahr 2015 im Rahmen des ersten Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FüPoG I) eine verbindliche Geschlechterquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat beschlossen, und zwar für Unternehmen, die sowohl börsennotiert als auch paritätisch mitbestimmt sind.infoEine ausführliche Beschreibung der Gesetzgebung findet sich im zweiten Bericht dieser Wochenberichtsausgabe, vgl. Anja Kirsch, Virginia Sondergeld und Katharina Wrohlich (2022): Geschlechterquoten für Spitzenpositionen der Privatwirtschaft in EU-Ländern: Teils sehr unterschiedlich, aber wirksam. DIW Wochenbericht Nr. 3. Im Herbst 2021 traf dies auf 103 Unternehmen zu.

Vergleicht man in der Gruppe der Top-200-Unternehmen die Unternehmen, für die die Quote im Aufsichtsrat gilt, mit den Unternehmen, für die sie nicht gilt, zeigt sich ein deutlich stärkerer Anstieg des Frauenanteils in den Quotenunternehmen, vor allem im Zeitraum von 2014 bis 2019 (Abbildung 3).infoDie Tatsache, dass der Frauenanteil in den Aufsichtsräten schon seit 2014, also vor Inkrafttreten des FüPoG I gestiegen ist, deutet auf Antizipationseffekte dieses Gesetzes hin, die derzeit auch im Vorfeld der Mindestbeteiligung für Vorstände zu beobachten sind. In diesen Jahren ist in den Unternehmen, die der Quote für den Aufsichtsrat unterliegen, der Frauenanteil um fast 15 Prozentpunkte gestiegen (von rund 20 auf mehr als 34 Prozent), während er in den Unternehmen, für die die Quote im Aufsichtsrat nicht gilt, nur um gut sieben Prozentpunkte gestiegen ist, von knapp 16 auf gut 23 Prozent. In den letzten beiden Jahren hat diese Gruppe zwar etwas aufgeholt, aber nach wie vor hinkt der Frauenanteil mit zuletzt etwas mehr als 27 Prozent deutlich hinter dem der Quotenunternehmen (35 Prozent) her.

Für die Vorstände gab es im 2015 beschlossenen FüPoG I zunächst keine gesetzlichen Vorgaben. Diese wurden erst im Rahmen des zweiten Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FüPoG II) beschlossen, das im August 2021 in Kraft getreten ist und für Vorstandsbestellungen ab dem August 2022 gilt.infoVgl. Kirsch, Sondergeld und Wrohlich (2022), a.a.O. Dieses Gesetz besagt unter anderem, dass Unternehmen, die börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind und einen mindestens vierköpfigen Vorstand haben, das nächste frei werdende Vorstandsmandat mit einer Frau besetzen müssen, sofern dem Vorstand noch keine Frau angehört. Im Unterschied zur Geschlechterquote für Aufsichtsräte, die im FüPoG I mit 30 Prozent festgesetzt ist, sieht das FüPoG II für die Vorstände nur eine Mindestbeteiligung und keine feste Quote vor. Diese Ausgestaltung ist nachvollziehbar, da Vorstände wesentlich kleinere Gremien sind als Aufsichtsräte (Abbildung 4). Die Unternehmen, die der Geschlechterquote im Aufsichtsrat unterliegen, haben im Durchschnitt einen Aufsichtsrat mit 15,1 Mitgliedern und einen Vorstand mit 4,6 Mitgliedern. Unter den Unternehmen, die der Geschlechterquote im Aufsichtsrat und dem Beteiligungsgebot für Vorstände unterliegen, ist die durchschnittliche Vorstandsgröße 5,5. Eine Mindestbeteiligung von einer Frau für Vorstände entspricht somit im Durchschnitt einer Geschlechterquote von rund 20 Prozent. Für die Unternehmen, die einen Vorstand mit vier Mitgliedern haben, entspricht die Mindestbeteiligung demnach einer Quote von 25 Prozent.

Obwohl dieses neue Gesetz als Vorhaben erst seit gut einem Jahr bekannt ist und erst für Vorstandsbestellungen ab dem Sommer 2022 greift, lassen sich erhebliche Antizipationswirkungen dieses Gesetzes feststellen: infoBereits eine Untersuchung aus dem Sommer 2021 hat deutliche Antizipationseffekte dokumentiert, vgl. dazu Virginia Sondergeld und Katharina Wrohlich (2021): Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen: Einige Unternehmen sind neuem Gesetz bereits zuvorgekommen. DIW aktuell Nr. 65 (online verfügbar). In den Top-200-Unternehmen, die der neuen Mindestbeteiligung für Vorstände unterliegen, lag der Frauenanteil in den Vorständen im Spätherbst 2021 bei etwas mehr als 19 Prozent (Abbildung 5). Das waren knapp fünf Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Einen vergleichbar hohen Anstieg gab es in den vergangenen fünf Jahren nicht. Im Durchschnitt hat der Frauenanteil in den Vorständen dieser Unternehmen in den Jahren 2013 bis 2020 pro Jahr um lediglich einen Prozentpunkt zugenommen. In den Top-200-Unternehmen, die der Mindestbeteiligung von Frauen in Vorständen nicht unterliegen, ist der Anteil der Vorständinnen seit dem Herbst 2020 nur um knapp drei Prozentpunkte auf rund 14 Prozent gestiegen.

Von den 66 Unternehmen, für die das Beteiligungsgebot gilt, haben 16 Unternehmen mehr Frauen im Vorstand als im Jahr zuvor (zwei Unternehmen haben weniger Frauen). Zwölf Unternehmen, die im Jahr zuvor noch keine Frau im Vorstand hatten, haben im vergangenen Jahr eine Frau in den Vorstand berufen.

Im Allgemeinen ist die Vorstandsgröße über die Zeit ziemlich konstant. Allerdings haben zehn Unternehmen im Zuge der Berufung einer Frau in den Vorstand diesen insgesamt vergrößert.

In den Unternehmen, die an die Geschlechterquote im Aufsichtsrat gebunden sind (und von denen eine Teilgruppe auch die Mindestbeteiligung im Vorstand beachten muss), umfasste der Vorstand in den vergangenen Jahren im Durchschnitt fünf Mitglieder. Im Vergleich zum vorherigen Jahr hatten im Spätherbst 2021 etwas weniger Unternehmen (29) einen Vorstand mit drei oder weniger Mitgliedern (2020: 33 Unternehmen). Diese Entwicklungen deuten nicht darauf hin, dass die Unternehmen durch eine Verkleinerung ihres Vorstands versuchen, das Beteiligungsgebot zu umgehen.

Fazit: Starke Anstiege beim Frauenanteil in Vorständen – gesetzliche Vorgaben entfalten offenbar Antizipationseffekte

Der Frauenanteil in den Vorständen der größten Unternehmen ist in Deutschland im Jahr 2021 im Vergleich zu den Vorjahren stark gestiegen. In den 200 umsatzstärksten Unternehmen übertraf die Steigerung um gut drei Prozentpunkte auf knapp 15 Prozent die durchschnittliche jährliche Entwicklung seit Start des DIW Managerinnen-Barometers im Jahr 2006 um mehr als das Vierfache. Auch in den börsennotierten Unternehmen und bei Banken und Versicherungen gab es deutlich mehr Vorständinnen als zuvor.

Während der Frauenanteil in den Aufsichtsräten in den Vorjahren oft dynamischer stieg als in den Vorständen, war es 2021 umgekehrt: Dieses Mal gab es in den Kontrollgremien – wenngleich auf höherem Niveau – geringere Zuwächse. In den Top-200-Unternehmen ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten nur geringfügig von knapp unter auf knapp über 30 Prozent gestiegen, in den Top-100-Unternehmen stagnierte er bei etwa 31 Prozent. Lediglich die Unternehmen mit Bundesbeteiligung konnten sich deutlich steigern, auf rund 39 Prozent.

Die starken Anstiege in den Vorständen sind vor dem Hintergrund des im Sommer 2021 beschlossenen Beteiligungsgebots zu sehen: Fortan müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen, deren Vorstand aus mindestens vier Mitgliedern besteht, mindestens eine Vorständin (beziehungsweise im umgekehrten Fall mindestens einen Vorstand) haben. Dieses Gesetz hat – obwohl es erst für Vorstandsbestellungen ab August 2022 gilt – starke Antizipationseffekte hervorgerufen. Von den – Stand jetzt – 66 Unternehmen, für die das Beteiligungsgebot gilt, haben zwölf Unternehmen, die im Herbst 2020 noch keine Frau im Vorstand hatten, mittlerweile eine Vorständin berufen. Nur noch 19 der 66 Unternehmen haben nach wie vor keine Frau im Vorstand. Im Herbst 2020 waren es noch 31 von 64 Unternehmen. Diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass gesetzliche Vorgaben eine starke Wirkung entfalten.

Es besteht zudem die Hoffnung, dass der starke Anstieg von Frauen in Vorständen weitere gleichstellungspolitische Auswirkungen nach sich ziehen wird. Vorständinnen haben direkten Einfluss auf die Unternehmenskultur, Gehaltsschemata und die Personalpolitik in Unternehmen. Durch ihren Einfluss könnten sich positive Effekte auf die Gleichstellung der Geschlechter bei der Bezahlung und der Beförderung in den jeweiligen Unternehmen entwickeln.infoPallab Kumar Biswas, Helen Roberts und Kevin Stainback (2021): Does women's board representation affect non-managerial gender inequality? Human Resource Management 60 (4), 659–680; Pallab Kumar Biswas et al. (2021): Board Gender Diversity and Women in Senior Management. Journal of Business Ethics, online first. Zudem sind Vorständinnen – im Unterschied zu Aufsichtsrätinnen – für Beschäftigte im Unternehmen sehr sichtbar. Als Rollenvorbilder stehen sie dafür, dass Karrieren bis ins Top-Management für Frauen möglich sind, dienen Frauen als Inspiration und demonstrieren für den Karriereerfolg relevante Verhaltensweisen und Strategien.infoThekla Morgenroth, Michelle K. Ryan und Kim Peters (2015): The Motivational Theory of Role Modeling: How Role Models Influence Role Aspirants’ Goals. Review of General Psychology 19 (4), 465–483. Zudem trägt die vermehrte Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern in den obersten Führungsebenen dazu bei, Vorurteile und Zweifel an den Führungsqualitäten von Frauen zu verringern.infoThomas F. Pettigrew und Linda R. Tropp (2006): A meta-analytic test of intergroup contact theory. Journal of Personality and Social Psychology 90 (5), 751–783. Durch diese Prozesse können Geschlechterstereotype, Vorurteile und Diskriminierung in der gesamten Breite der Gesellschaft Stück für Stück abgebaut und dadurch langfristig die Chancengleichheit für Frauen und Männer am Arbeitsmarkt erhöht werden.

Virginia Sondergeld

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Gender Economics

Katharina Wrohlich

Leiterin in der Forschungsgruppe Gender Economics



JEL-Classification: D22;J16;J59;J78;L21;L32;M14;M51
Keywords: corporate boards, board composition, boards of directors, board diversity, Europe, women directors, executive directors, gender equality, gender quota, Germany, management, private companies, public companies, supervisory boards, executive boards, CEOs, women, finance industry, financial sector, private and public banks, insurance companies
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2022-3-2

Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/251387

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