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Auch Betreiber von Atomkraftwerken wollen die Energie nicht mehr

Medienbeitrag vom 21. Februar 2024

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert spricht im FR-Interview über den verschleppten Abschied von fossilen Energien, zu hohe Strompreise. Für die deutsche Solarindustrie fordert sie Hilfen.

Frau Kemfert, die deutsche Wirtschaft läuft schwach, die Bundesregierung erwartet nur 0,2 Prozent Wachstum. Wirtschaftsverbände fordern neben niedrigeren Steuern und Bürokratieabbau dringend auch niedrigere Energiepreise. Was sollte hier geschehen?

Claudia Kemfert: Die Energiepreise sind nur deswegen hoch, weil wir zu lange an fossilem Erdgas hängen, was bei hohen Gaspreisen in der Verstromung auch die Elektrizitätspreise erhöht. Fossile Energien treiben die Energiepreise nach oben, wir bezahlen den Preis der verschleppten Energiewende. Die Industrie kann vor allen Dingen vom schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren, vom Energiesparen und von der schnelleren Transformation weg von fossiler Energie. Nur darin sollte man sie unterstützen. Neben dem Bürokratieabbau spielt vor allen Dingen die Digitalisierung eine zentrale Rolle.

Dieses Interview mit Claudia Kemfert erschien am 20. Februar 2024 in der Frankfurter Rundschau.

Die Ampel geht davon aus, dass der Strompreis sinken wird, wenn die Erneuerbaren nur stark genug ausgebaut sind. So zumindest Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck. Ist das realistisch? Und wann kann man damit rechnen?

Es ist richtig, dass der schnellere Ausbau erneuerbarer Energien den Strompreis an der Börse senkt. Nur, das muss auch bei den Verbrauchern ankommen. Leider setzt die Bundesregierung völlig unnötigerweise auf einen überdimensionierten Ausbau von fossiler Infrastruktur, Stichwort LNG-Terminals. Das zu lange Festhalten an fossilem Erdgas macht die Strompreise teuer und lässt sie nicht sinken.

Allerdings sind die Kosten für neue Strom-Fernleitungen und -Speicher sowie Reservekraftwerke, die im Erneuerbaren-System gebraucht werden, sehr hoch. Verhindert das nicht den „Öko-Billigstrom“?

Fossile und atomare Energien sind alles andere als billig, ein aus erneuerbaren Energien hergestellter Strom ist vergleichsweise preiswert. Wird dieser Ökostrom sofort und effizient eingesetzt, beispielsweise in der Elektromobilität oder Wärmepumpe, senkt dies die Energiekosten enorm. Je intelligenter, sparsamer, dezentraler, effizienter und flexibler das Stromsystem ist, desto weniger Leitungen und Speicher sind nötig, desto geringer die Kosten, desto billiger der Strom. Und: Je mehr teure Gaskraftwerke im System sind, desto teurer wird es.

Das vollständige Interview finden Sie hier.

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