Trendwende in der Bauwirtschaft in Sicht – politischer Handlungsdruck nimmt dennoch zu

DIW Wochenbericht 1/2 / 2025, S. 3-14

Christian Danne, Martin Gornig, Laura Pagenhardt

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  • Reales Bauvolumen wird 2025 mit einem Minus von knapp einem Prozent das fünfte Jahr in Folge sinken
  • Bauwirtschaft könnte 2026 eine Trendwende schaffen, liegt dann aber immer noch sieben Prozent unter dem Spitzenwert von 2020
  • Ausschlaggebend ist der Wohnungsneubau, dessen Volumen 2026 rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2020 liegen dürfte
  • Bisherige Maßnahmen wie erhöhte Abschreibungen von Investitionen und Ansätze gegen Baukostensteigerungen können akuten Wohnungsmangel nicht schnell beheben
  • Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau ist notwendig, um die Wohnungsbaukrise zu bekämpfen

„Es ist schwierig, die Baukosten über geringere Auflagen zu senken. In den letzten Jahren hat aber die Dauer der Genehmigungsverfahren zugenommen. Hier könnte man mithilfe von Digitalisierung, Vereinfachung und mehr Experimentierlaune sehr viel erreichen. Denn schnellere Verfahren senken letztlich auch die Kosten.“ Martin Gornig

Das reale Bauvolumen wird 2025 das fünfte Jahr in Folge schrumpfen: Es dürfte um knapp ein Prozent sinken. Im vergangenen Jahr lag das Minus wohl bei fast vier Prozent. Allerdings dürfte die Bauwirtschaft im kommenden Jahr die Trendwende schaffen. Das reale Bauvolumen wird 2026 voraussichtlich um zwei Prozent wachsen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rückgänge der letzten Jahre eine noch größere Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen haben. Die Infrastruktur ist vielerorts marode, die Dämmung älterer Gebäude oft unzureichend und Wohnraum in den Städten so knapp wie lange nicht. Der politische Druck, insbesondere den Wohnungsmangel zu lindern, steigt. Erhöhte degressive Abschreibung von Investitionen in den Wohnungsneubau oder Maßnahmen zur Begrenzung der Baukostensteigerungen und zur Beschleunigung der Verfahren sind wichtig, um die strukturellen Investitionsbedingungen im Wohnungsbau zu verbessern. Sie helfen aber wenig, in absehbarer Zeit den Wohnungsmangel in den Städten zu beheben. Notwendig ist hier ein Sofortprogramm zum Wiederhochfahren des sozialen Wohnungsbaus.

Die Bauwirtschaft in Deutschland hat schwierige Jahre hinter sich. Stark gestiegene Zinsen und explodierende Baupreise führten zu höheren Kosten und erschwerten die Finanzierung von Bauvorhaben deutlich. Dies verursachte einen Einbruch der Auftrags- und Genehmigungszahlen, der im Jahr 2022 begann und sich bis ins vergangene Jahr fortsetzte. Erstmals seit der Finanzkrise ging 2024 das nominale Bauvolumen zurück. Preisbereinigt sank das Bauvolumen schon das vierte Jahr in Folge. Vor allem im Wohnungsbau waren die Rückgänge deutlich: Haushalte schreckten vor den hohen Kosten zurück oder konnten sich Bauprojekte schlicht nicht mehr leisten. Hinzu kommt die schwache Entwicklung der realen Einkommen. Die hinkende Konjunktur bremste den Bau von Nichtwohnhochbauten wie Fabrik- und Bürogebäude aus. Infrastrukturmaßnahmen im Tiefbau stützten das Bauvolumen dagegen bis zuletzt.

Im laufenden Jahr dürfte sich die Lage allerdings stabilisieren. Bei den Auftragszahlen zeichnet sich eine Bodenbildung ab, und die Zinsen sind zuletzt wieder leicht gesunken. Da die Konjunktur insgesamt in diesem Jahr aber wohl schwach bleiben wird, ist mit großen Sprüngen noch nicht zu rechnen. Insbesondere private Haushalte dürften sich angesichts von Arbeitsmarktsorgen und der unsicheren Einkommensentwicklung vor allem in der ersten Jahreshälfte noch zurückhalten. Lediglich der Tiefbau wird wohl weiter robust wachsen. Im kommenden Jahr dürfte das Bauvolumen, gestützt vom dann anziehenden Wohnungs(neu)bau, wieder kräftiger zulegen und auch real steigen.

Zu diesen Ergebnissen kommen die Berechnungen am DIW Berlin zum Bauvolumen,infoDie Bauvolumenrechnung wird finanziert aus Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). Für den Begriff „Bauvolumen“ siehe auch das DIW Glossar (online verfügbar, abgerufen am 16. Dezember 2024. Dies gilt auch für alle anderen Onlinequellen des Berichts, sofern nicht anders vermerkt). das neben den Bauinvestitionen auch nicht werterhöhende Reparaturen einschließt und zusätzlich zum Baugewerbe im engeren Sinne auch weitere Branchen wie den Stahl- und Leichtmetallbau, die Herstellung von Fertigbauten, die Bauschlosserei sowie Planungsleistungen und andere Dienstleistungen berücksichtigt. Ergänzend zu den Investitionsrechnungen der statistischen Ämter differenziert die jährliche DIW Bauvolumenrechnung zwischen Neubaumaßnahmen und Modernisierungen am Gebäudebestand.infoMartin Gornig und Hanna Révész (2024): Strukturdaten zur Produktion und Beschäftigung im Baugewerbe – Berechnungen für das Jahr 2023. BBSR-Online-Publikationen Nr. 115 (online verfügbar).

Neben der Berechnung und Dokumentation der Bauvolumina der vergangenen Jahre prognostiziert das DIW Berlin die entsprechenden Werte für das gerade abgelaufene, das laufende sowie das kommende Jahr (Kasten). Diese Prognose ist eingebunden in die Konjunkturbeobachtung des DIW Berlin, insbesondere der Investitionstätigkeit. Zusätzlich zu den Einschätzungen der Bauinvestitionsentwicklung werden im Rahmen der Bauvolumenrechnung Prognosen der Entwicklungen von Neubau- und Bestandsvolumina im Hochbau sowie im Wohnungs- und Nichtwohnungsbau ausgewiesen. Aus diesen Zahlen werden darüber hinaus die Entwicklungstendenzen des Bauhauptgewerbes und des Ausbaugewerbes abgeleitet.

Die Prognose des Bauvolumens erfolgt über indikatorengestützte statistische Modelle: Die zu prognostizierende Größe, beispielsweise das Wohnungsbauvolumen, wird auf einen autoregressiven Term und gleichlaufende sowie verzögerte Werte des jeweiligen Indikators, zum Beispiel Auftragseingänge, regressiert. Dabei werden die Bestands- und Neubauvolumina im Hochbau separat geschätzt.

Die Prognosegleichung nimmt die folgende Form an:

yt=α+i=1nβi yt-i+j=1mγj xt-j+εt

Hierbei steht yt für den zu prognostizierenden Wert, xt für den Indikator und εt für den statistischen Störterm. Die Parameter α, βi und γj werden geschätzt. Die Verzögerungslängen n und m (Jahre) werden anhand der Autokorrelations- beziehungsweise der Kreuzkorrelationsfunktion bestimmt. Bewährt hat sich der Ansatz, eine Vielzahl einzelner Modelle zu schätzen und den durchschnittlichen Wert für die Prognose zu verwenden. Für die einzelnen Reihen werden jeweils bis zu 1500 Modelle geschätzt. Als geeignete Indikatoren haben sich Baugenehmigungen, Auftragseingänge und -bestand, Produktion, Zinsen, Kreditvolumina, Beschäftigungs- und Umsatzentwicklung sowie Umfragen unter Bauunternehmen und freischaffenden Architekt*innen erwiesen.infoClaus Michelsen und Martin Gornig (2016): Prognose der Bestandsmaßnahmen und Neubauleistungen im Wohnungsbau und im Nichtwohnungsbau. BSSR-Online-Publikation Nr. 7 (online verfügbar).

Auf dieser Grundlage kann für alle Aggregate eine Prognose mit einem Vorlauf von bis zu zwei Jahren erstellt werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass aufgrund des unterschiedlichen Vorlaufs der einzelnen Indikatoren die Zahl der zur Durchschnittsbildung zugrunde gelegten Punktschätzer mit zunehmender Prognosereichweite deutlich sinkt. Um der Prognose zusätzliche Stabilität zu geben, werden daher auch Erwartungen für die Beschäftigung und für das Bruttoinlandsprodukt für die Jahre 2024 bis 2026 als gleichlaufende Indikatoren in den Modellen berücksichtigt. Die Differenz zwischen Gesamt- und Hochbauvolumen ist die erwartete Tiefbauleistung.

Auch die Bauvolumenprognose für das vergangene Jahr wird mithilfe dieser Methodik ermittelt (Nowcast). Dabei werden die Indikatoren mithilfe statistischer Methoden fortgeschrieben, um Werte für das Jahr 2024 zu erhalten. Alle Modellergebnisse werden anhand der Prognose der Bauinvestitionen rationalisiert. Die Annahmen über die Baupreisentwicklung sind angelehnt an die letzte DIW-Konjunkturprognose vom Winter 2024infoGeraldine Dany-Knedlik et al. (2024), a.a.O. und eigene Berechnungen. Für jede Sparte werden die Prognosen angepasst.

Talsohle im Wohnungsbau erreicht

Der Wohnungsbau blieb auch im Jahr 2024 das größte Sorgenkind der deutschen Bauwirtschaft. Bereits in den Vorjahren war die Nachfrage aufgrund rasant steigender Preise und zunehmend schwieriger Finanzierungsbedingungen infolge der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) dramatisch eingebrochen. Auch 2024 erholte sich der Wohnungsbau nicht, da die Rahmenbedingungen sehr ungünstig blieben (Abbildung 1). Zwar sanken die Kreditzinsen bis Herbst leicht unter den Vorjahresdurchschnitt, blieben aber merklich erhöht (Abbildung 2). Der Anstieg der Baupreise hat sich im Vergleich zu den Jahren 2020 bis 2023 weiter abgeschwächt, doch trotz des Nachfrageeinbruchs traten die erwarteten Preisrückgänge nicht ein. Bauprojekte wurden für viele Haushalte extrem kostspielig und teils nicht mehr realisiert. Die schwache Konjunktur und die zunehmenden Standortprobleme in wichtigen Industriebranchen der deutschen Wirtschaft machten sich immer mehr auch am Arbeitsmarkt bemerkbar und dürften damit die Baunachfrage zusätzlich gedämpft haben. Die Beschäftigung ging im Jahresverlauf in fast allen Branchen zurück, sodass die Arbeitslosigkeit merklich anstieg. Die Sorge um den Arbeitsplatz und die unsichere zukünftige Einkommenssituation dürften viele Haushalte zum Sparen veranlasst und von Bauvorhaben abgehalten haben.

Die rasante Talfahrt dürfte im Jahr 2025 an Geschwindigkeit verlieren, denn der Wohnungsbau scheint eine (äußerst niedrige) Talsohle erreicht zu haben: Die Auftragseingänge stabilisierten sich im vergangenen Jahr auf einem schwachen Niveau (Abbildung 3). Auch das Problem hoher Stornierungszahlen hat sich zuletzt etwas entschärft.infoPressemitteilung des ifo-Insituts vom 5. Dezember 2024: Mehr als die Hälfte der Wohnungsbau-Unternehmen hat zu wenig Aufträge (online verfügbar). So ist der Auftragsbestand seit einigen Monaten in etwa gleichbleibend (Abbildung 4), die Auftragsreichweite der Wohnbauunternehmen betrug laut der Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB) im vergangenen Herbst fünf Monate und war seit dem Vorjahr nicht weiter gesunken.infoPressemitteilung des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe vom 6. Dezemeber 2024: Baukonjunktur 2024/2025 (online verfügbar). Große Sprünge sind allerdings noch nicht zu erwarten: Die Kapazitätsauslastung im Hochbau befand sich zum Jahresende noch nahe der 60-Prozent-Marke und somit weit unter dem langjährigen Durchschnitt (Abbildung 5). Laut ifo-Umfragen klagt nach wie vor gut die Hälfte der Wohnungsbauunternehmen über Auftragsmangel. Die Geschäftslage wird weiterhin als äußerst schlecht eingeschätzt, hat sich am aktuellen Rand (Stand: Dezember) aber leicht verbessert. Die Geschäftserwartungen der Wohnungsbauunternehmen haben sich zuletzt ebenfalls etwas aufgehellt, bleiben aber verhalten.

Ab Mitte dieses Jahres dürfte sich die Konjunktur stabilisieren und Unsicherheiten abgebaut werden,infoGeraldine Dany-Knedlik et al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Deutsche Wirtschaft dümpelt vor sich hin – Handelskonflikte bedrohen Weltwirtschaft. DIW Wochenbericht Nr. 50, 797–832 (online verfügbar). sodass die aktuell erhöhten Ersparnisse wieder vermehrt ausgegeben und neue Wohnbauprojekte angestoßen werden, die im kommenden Jahr dann Früchte tragen. Der akute Wohnungsmangel und die stark steigenden Mieten in den Städten, insbesondere im Verhältnis zu den gesunkenen Immobilienpreisen (Abbildung 6),infoKonstantin A. Kholodilin und Malte Rieth (2024): Preise am Wohnungsmarkt stabilisieren sich – Nachfrage hoch, Angebot weiter zu knapp. DIW Wochenbericht Nr. 51+52, 847–856 (online verfügbar). dürften ein Übriges tun, um den Wohnungsbau zu stützen.

Alles in allem ist das nominale Wohnungsbauvolumen im vergangenen Jahr wohl um 2,2 Prozent geschrumpft. Aufgrund der weiter steigenden Preise dürfte der reale Rückgang mit 5,1 Prozent noch kräftiger ausgefallen sein. In diesem Jahr wird das Wohnungsbauvolumen nominal wohl leicht zulegen (um 0,9 Prozent). Da die Preise jedoch stärker steigen dürften, ergibt sich preisbereinigt ein erneuter Rückgang von 1,2 Prozent. Für das kommende Jahr ist dann allerdings mit nominalen Zuwächsen von 4,3 Prozent und real von 2,4 Prozent zu rechnen.

Wohnungsneubau kommt erst im nächsten Jahr langsam wieder in Schwung

Weiterhin ist vor allem der Wohnungsneubau von der schwachen Entwicklung betroffen. Dabei dürften die schwierigen Finanzierungsbedingungen die entscheidende Rolle spielen. Neubauvorhaben erscheinen vielen Haushalten unrealisierbar. Die Baugenehmigungen, besonders für Ein- und Zweifamilienhäuser, setzten ihren Abwärtstrend im Jahresverlauf 2024 fort und fielen im Herbst auf den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren, weniger als die Hälfte der Höchstwerte von Anfang 2022 (Abbildung 7). Dabei gingen die Neubaugenehmigungen weitaus deutlicher zurück als die für Bestandsmaßnahmen (Abbildung 8).

Die schwachen Baugenehmigungs- und Auftragszahlen der vergangenen Jahre lassen auch für das Jahr 2025 nur eine verhaltene Entwicklung des Wohnungsneubaus erwarten. Erst mit der Wiederbelebung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte, einer Stabilisierung des Arbeitsmarktes und einem stabilen Zinsniveau dürften Haushalte wieder zuversichtlicher in die Zukunft schauen und vermehrt in Neubauprojekte investieren. Im Jahr 2026 dürfte der Wohnungsneubau dann umso kräftiger zulegen, auch weil viele Projekte aufgrund der aktuell schwachen Kapazitätsauslastung schneller umgesetzt werden können.

Nach einem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr dürfte der Wohnungsbau im laufenden Jahr nominal nur leicht um 0,3 Prozent zulegen. Im Jahr 2026 ist dann mit einer kräftigen Ausweitung um 6,8 Prozent zu rechnen. Angesichts der stabilen Preisentwicklung ergeben sich real ein Rückgang von 1,8 sowie ein Zuwachs von 4,9 Prozent.

Bestandsmaßnahmen bleiben weiterhin attraktiv

Die Maßnahmen an bestehenden Gebäuden haben die Wohnungsbautätigkeit in den vergangenen Jahren gestützt. Zwar dürfte auch hier im Jahr 2024 ein Rückgang zu Buche stehen, der aber deutlich geringer als im Neubau ausgefallen sein sollte. Die seit geraumer Zeit rückläufigen Auftragseingänge für Neubauten wirken sich vermutlich nun auch auf Handwerkskapazitäten des Ausbaus aus, der erst später bei der Erstellung von Gebäuden zum Einsatz kommt. Entsprechend dürften mehr Handwerkskapazitäten nun für Bestandsmaßnahmen verfügbar sein. Eine ähnliche Verschiebung der Kapazitäten zeigte sich 2023 bei den Fertigstellungen begonnener Neubauprojekte. Dies erklärt auch, warum die Beschäftigung im Baugewerbe weniger stark zurückgegangen ist als die Baukonjunktur.

Dass Haushalte vermehrt auf Bestandsmaßnahmen ausweichen, zeigt sich auch in den genehmigten Baukosten: Anfang 2022 lagen die Kosten für Neubau und Bestandsleistungen noch auf ähnlichem Niveau. Während die Neubaukosten seither fast halbiert wurden, blieben die für Bestandsmaßnahmen nahezu konstant (Abbildung 8). Dabei dürften energetische Sanierungen weiterhin eine zentrale Rolle spielen, da die Energiepreise trotz Rückgängen weiterhin hoch sind und zusätzlich die CO2-Bepreisung steigt.

So dürften sich die Maßnahmen an bestehenden Wohngebäuden weiterhin stabil entwickeln. Dies wird unter anderem durch den moderaten Preisverfall bei Wohnimmobilien gestützt, der den Kauf und die Renovierung bestehender Gebäude attraktiver macht als den Neubau (Abbildung 8). Zudem dürften sich hier auch spezifische Fördermöglichkeiten wie im Programm „Jung kauft alt“ positiv auswirken. Unabhängig vom Eigentumserwerb fördert der Staat energetische Gebäudesanierungen. Die Fördermittel wurden 2024 im Rahmen des Klima- und Transformationsfonds erneut erhöht.infoMartin Gornig und Katrin Klarhöfer (2024): Energetische Gebäudesanierung: Investitionen sinken preisbereinigt – Klimaziele ohne Trendwende nicht erreichbar. DIW Wochenbericht Nr. 46, 707–714 (online verfügbar). Gleichzeitig dürften die Auswirkungen der Verunsicherung bei der Änderung des Gebäudeenergiegesetzes immer mehr verklingen.

So dürften sich die Bestandsmaßnahmen im weiteren Verlauf robust entwickeln und im Jahr 2025 um nominal 1,2 Prozent sowie im folgenden Jahr um 3,5 Prozent ausgeweitet werden. Preisbereinigt ergibt sich für das laufende Jahr ein weiterer Rückgang von 0,9 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das reale Bestandsvolumen dann um 1,5 Prozent zulegen (Tabelle 1).

Tabelle 1: Baumaßnahmen bei Wohngebäuden in Deutschland

2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026
In jeweiligen Preisen in Milliarden Euro Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Neubauvolumen1 71,7 75,4 79,2 85,6 89,5 86,5 80,3 80,5 86,0 5,1 5,0 8,1 4,6 −3,3 −7,2 0,3 6,8
Bauleistung an bestehenden Gebäuden2 153,1 165,5 173,5 189,1 217,6 229,2 228,5 231,2 239,2 8,1 4,8 9,0 15,0 5,4 −0,3 1,2 3,5
Wohnungsbauvolumen insgesamt 224,8 240,9 252,7 274,7 307,1 315,8 308,8 311,7 325,2 7,2 4,9 8,7 11,8 2,8 −2,2 0,9 4,3
Anteile in Prozent
Neubauvolumen1 31,9 31,3 31,3 31,1 29,1 27,4 26,0 25,8 26,4
Bauleistung an bestehenden Gebäuden2 68,1 68,7 68,7 68,9 70,9 72,6 74,0 74,2 73,6
Wohnungsbauvolumen insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Index, 2015 = 100
Preisentwicklung 110,3 115,2 117,3 127,3 145,7 155,0 159,5 162,8 166,0 4,5 1,8 8,5 14,4 6,4 2,9 2,1 1,9
Real, Kettenindex 2015 = 100
Neubauvolumen1 115,6 116,4 120,1 119,5 107,8 97,4 87,5 85,9 90,1 0,7 3,2 −0,5 −9,8 −9,7 −10,1 −1,8 4,9
Bauleistung an bestehenden Gebäuden2 105,9 109,8 113,1 113,6 114,3 113,2 109,5 108,5 110,2 3,6 3,0 0,5 0,6 −1,0 −3,2 −0,9 1,5
Wohnungsbauvolumen insgesamt 108,9 111,8 115,2 115,4 112,4 108,4 102,8 101,6 104,1 2,7 3,1 0,2 −2,6 −3,5 −5,1 −1,2 2,4

1 Geschätzt über veranschlagte Baukosten (Bautätigkeitsstatistik), ergänzt um Zuschläge für Architekturleistungen und Gebühren, Außenanlagen und Eigenleistungen der Investoren.

2 Gebäude- und Wohnungsmodernisierung (einschließlich Um- und Ausbaumaßnahmen) sowie Instandsetzungsleistungen des Baugewerbes.

Quellen: Statistisches Bundesamt; DIW Bauvolumenrechnung.

Nichtwohnungshochbau noch durch Konjunkturflaute geschwächt

Der Nichtwohnungsbau hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls schwach entwickelt. Dabei dürften teilweise die schwierigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, aber vor allem die schwache konjunkturelle Entwicklung ausschlaggebend gewesen sein. Die Auftragseingänge gaben im Jahresverlauf etwas nach, insbesondere im Wirtschaftshochbau, wo die Konjunkturschwäche stark durchschlägt (Abbildung 3). Die öffentlichen Aufträge halten sich derweil auf einem höheren Niveau. Der Auftragsbestand erreichte dort zuletzt erneut Rekordwerte (Abbildung 4).

Die anhaltend maue konjunkturelle Entwicklung dürfte den Nichtwohnbau und insbesondere den Wirtschaftshochbau auch dieses Jahr dämpfen. Vor allem das Verarbeitende Gewerbe schwächelt deutlich und wird wohl von Investitionen über Instandhaltungsmaßnahmen hinaus zunächst absehen. Die vorläufige Haushaltsführung des Bundes für das Jahr 2025 könnte die öffentlichen Vorhaben ausbremsen, sofern diese noch nicht budgetiert sind. Gleichzeitig laufen die Kommunen, die wesentlich den öffentlichen Hochbau tragen, in hohe Defizite hinein.infoPressemitteilung des Deutschen Städte- und Gemeindesbundes vom 2. Oktober 2024: Kommunalfinanzen in freiem Fall (online verfügbar).

Insgesamt stagnierte das nominale Nichtwohnungsbauvolumen 2024 nahezu (plus 0,1 Prozent), preisbereinigt sank es um 3,2 Prozent. Im Jahr 2025 ist nominal mit einer leichten Ausweitung zu rechnen (um 0,8 Prozent), real ergibt sich allerdings erneut ein Rückgang (um 0,8 Prozent). Erst mit der wirtschaftlichen Erholung 2026 dürfte auch der Nichtwohnungsbau sowohl nominal (um 4,8 Prozent) als auch real (um 2,3 Prozent) wieder ausgeweitet werden (Tabelle 2).

Tabelle 2: Baumaßnahmen bei Nichtwohngebäuden in Deutschland

2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026
In jeweiligen Preisen in Milliarden Euro Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Neubauvolumen1 41,7 45,0 46,8 50,0 56,7 60,9 59,8 60,4 63,8 8,0 4,0 6,7 13,6 7,3 −1,8 1,0 5,6
Bauleistung an bestehenden Gebäuden2 59,7 60,8 61,4 65,6 73,3 76,8 78,0 78,5 81,7 1,9 0,9 6,8 11,7 4,8 1,6 0,6 4,1
Bauvolumen Nichtwohngebäude insgesamt3 101,4 105,8 108,2 115,5 130,0 137,7 137,8 138,9 145,5 4,4 2,2 6,8 12,5 5,9 0,1 0,8 4,8
Anteile in Prozent
Neubauvolumen1 41,1 42,5 43,3 43,2 43,6 44,2 43,4 43,5 43,8
Bauleistung an bestehenden Gebäuden2 58,9 57,5 56,7 56,8 56,4 55,8 56,6 56,5 56,2
Bauvolumen Nichtwohngebäude insgesamt3 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Index 2015 = 100
Preisentwicklung 110,5 114,6 116,9 126,6 145,7 155,8 161,0 163,6 167,7 3,7 2,0 8,4 15,1 7,0 3,3 1,6 2,5
Real, Kettenindex 2015 = 100
Neubauvolumen1 118,9 124,0 126,5 124,6 122,7 123,2 116,9 116,2 119,8 4,3 2,0 −1,5 −1,5 0,4 −5,1 −0,6 3,1
Bauleistung an bestehenden Gebäuden2 93,0 91,3 90,4 88,3 85,3 83,5 82,1 81,2 82,6 −1,9 −1,0 −2,3 −3,3 −2,2 −1,7 −1,0 1,6
Bauvolumen Nichtwohngebäude insgesamt3 102,1 102,8 103,0 101,1 98,5 97,5 94,3 93,5 95,7 0,6 0,2 −1,9 −2,5 −1,1 −3,2 −0,8 2,3

1 Geschätzt über veranschlagte Baukosten (Bautätigkeitsstatistik), ergänzt um Zuschläge für Architekturleistungen und Gebühren, Außenanlagen und Eigenleistungen der Investoren.

2 Gebäudemodernisierung (einschließlich Um- und Ausbaumaßnahmen) sowie Instandsetzungsleistungen des Baugewerbes.

3 Bauvolumen im gewerblichen und öffentlichen Hochbau.

4 Da keine detaillierten Prognosen der Preisentwicklung im Tief- und Nichtwohnhochbau vorliegen, werden jeweils die Preisveränderungen wie im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau insgesamt angenommen.

Quellen: Statistisches Bundesamt; DIW Bauvolumenrechnung.

Nichtwohnneubau: Wer unsicher ist, der baut nicht

Die Unsicherheit der Unternehmen über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie den Standort Deutschland ist im vergangenen Jahr immer weiter gestiegen. Bis zu einer Regierungsbildung, vermutlich aber eher bis zu einer Verabschiedung des Bundeshaushalts, bremst diese Unsicherheit zusammen mit der anhaltenden Konjunkturschwäche die Nachfrage nach neuen gewerblichen Hochbauten merklich aus. So stagnieren die Genehmigungen gemessen an den reinen Baukosten für Fabrikgebäude schon seit Längerem. Angesichts der kräftig gestiegenen Baupreise deutet dies auf deutlich weniger genehmigte Gebäude hin. Darüber hinaus hat sich das Homeoffice seit der Corona-Pandemie etabliert und drückt den Bedarf an Bürogebäuden: Im Jahr 2023 (letzte verfügbare Statistik) arbeitete knapp ein Viertel aller Erwerbstätigen zeitweise von zu Hause. Diese Zahl war zum Vorjahr stabil und wird wohl kaum sinken. So ist auch die Zahl der Baugenehmigungen für Büro- und Verwaltungsgebäude seit 2020 kontinuierlich zurückgegangen (Abbildung 7).

Mit der gesamtwirtschaftlichen Erholung dürften 2026 dann wieder mehr Bauprojekte in Angriff genommen werden. Da sie teilweise aufgrund geringerer Komplexität schneller umsetzbar sind als Wohnbauten, könnten sie bereits im kommenden Jahr produktionswirksam werden.

Der öffentliche Hochbau dürfte in diesem Jahr noch vom hohen Auftragsbestand profitieren, sofern die Mittel bereits eingeplant wurden. Allerdings verschärft die Konjunkturschwäche aufgrund verringerter Steuereinnahmen die angespannte Kassenlage der öffentlichen Hand und dürfte auch dort die Entwicklung ausbremsen.

Die Neubautätigkeit im Nichtwohnungshochbau dürfte 2025 nominal leicht um 1,0 Prozent und im kommenden Jahr kräftiger um 5,6 Prozent zulegen. Preisbereinigt sind ein Rückgang von 0,6 Prozent und ein Plus von 3,1 Prozent zu erwarten.

Bestand: Wer für Energie viel zahlt, der saniert

Bauleistungen an bestehenden Nichtwohngebäuden dürften im Gegensatz zum Neubau im vergangenen Jahr ausgeweitet worden sein und den Nichtwohnhochbau somit gestützt haben. Anstatt neu zu bauen, scheinen Unternehmen und öffentliche Stellen mehr in Sanierungsmaßnahmen investiert zu haben. Denn trotz wiederholter Rückgänge bleiben die Energiekosten auf hohem Niveau und verstärken so die Anreize, energetisch zu sanieren. In einigen Fällen dürfte aber aufgrund der geringen Nutzungsdauer bei Nichtwohngebäuden das Ziel der Heizenergieeinsparungen auch durch Abriss und Neubau verfolgt werden.

Die Bestandsmaßnahmen an Nichtwohngebäuden dürften im laufenden Jahr um 0,6 und im nächsten um gut vier Prozent ausgeweitet werden. Aufgrund des anhaltenden Preisauftriebs ergibt sich für das Jahr 2025 ein realer Rückgang von einem Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das reale Bauvolumen in diesem Bereich um 1,6 Prozent zulegen.

Hoher Auftragsbestand stützt Tiefbau

In den vergangenen Jahren federten kräftige Zuwächse im Tiefbau die anhaltende Schwäche im Hochbau ab. Auch im Jahr 2024 dürfte der Tiefbau zugelegt haben, wenn auch weit weniger energisch als in den Vorjahren. So sank die Kapazitätsauslastung zwar in beiden Sparten, im Tiefbau fiel die Minderung allerdings weniger deutlich aus, die Auslastung blieb über 70 Prozent (Abbildung 5). Die Tiefbauproduktion stieg im Jahresdurchschnitt (Stand: Oktober), während sie im Hochbau deutlich zurückging (Abbildung 9).

Für das laufende und kommende Jahr zeichnet sich im Tiefbau eine zweigeteilte Entwicklung ab: Der Wirtschaftstiefbau dürfte durch Großprojekte im Infrastrukturausbau, in der Energiewende und im Breitbandausbau robust expandieren. Die Auftragseingänge haben in diesem Bereich auch 2024 weiter zugelegt (Abbildung 3), sodass der Auftragsbestand zuletzt knapp 30 Prozent über dem Stand des Jahres 2023 lag (Abbildung 4).infoDabei ist zu beachten, dass Baumaßnahmen im Schienennetz, die in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen seit der Revision im Sommer 2024 wieder den öffentlichen Investitionen zugerechnet werden, bei den Auftragseingängen und auch in der vorliegenden Berechnung zum Bauvolumen weiter im Wirtschaftsbau verbucht werden. Von öffentlicher Seite sind derweil weniger Impulse zu erwarten. Dort entwickelten sich die Auftragseingangszahlen zuletzt nur verhalten. Nach der Bundestagswahl könnte es, selbst wenn es beabsichtigt ist, zudem dauern, bis neue Projekte entstehen. Insgesamt hat der Tiefbau 2024 nominal um 3,2 Prozent zugelegt und wird in diesem und dem kommenden Jahr erneut Zuwachsraten von jeweils über zwei Prozent verzeichnen. Da die Preise sich ähnlich entwickeln dürften, ergibt sich preisbereinigt für alle drei Jahre in etwa eine Stagnation. Dabei sind vor allem für die kommenden Jahre negative reale Raten im öffentlichen Tiefbau zu erwarten, die die Gesamtentwicklung belasten. Der Wirtschaftstiefbau dürfte im gleichen Zeitraum nominal deutlich zulegen, muss aber mit steigenden Baupreisen rechnen, die die reale Entwicklung dämpfen (Tabelle 3).

Tabelle 3: Baumaßnahmen im Tiefbau in Deutschland

2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026
In jeweiligen Preisen in Milliarden Euro Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Gewerblicher Tiefbau 35,0 37,2 39,2 43,2 50,7 55,9 56,9 58,9 61,2 6,1 5,6 10,1 17,4 10,3 1,6 3,7 3,8
Öffentlicher Tiefbau 34,4 36,5 37,7 38,7 45,1 48,9 51,3 51,5 52,2 6,0 3,2 2,9 16,5 8,3 5,0 0,4 1,2
Bauvolumen Tiefbau 69,5 73,7 76,9 81,9 95,8 104,8 108,2 110,5 113,3 6,1 4,4 6,6 16,9 9,4 3,2 2,1 2,6
Anteile in Prozent
Gewerblicher Tiefbau 50,4 50,5 51,0 52,7 52,9 53,4 52,6 53,4 54,0
Öffentlicher Tiefbau 49,6 49,5 49,0 47,3 47,1 46,6 47,4 46,6 46,0
Bauvolumen Tiefbau 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Index, 2015 = 100
Preisentwicklung1 113,0 118,2 119,94 127,6 149,08 160,84 166,11 169,49 173,37 4,6 1,5 6,4 16,8 7,9 3,3 2,0 2,3
Real, Kettenindex 2015 = 100
Gewerblicher Tiefbau 105,7 108,1 112,0 115,2 115,2 118,9 116,8 119,6 121,0 2,3 3,6 2,9 −0,1 3,2 −1,7 2,4 1,1
Öffentlicher Tiefbau 111,3 112,0 114,5 111,2 111,6 111,1 113,1 110,3 109,6 0,6 2,3 −2,9 0,3 −0,4 1,8 −2,5 −0,6
Bauvolumen Tiefbau 108,4 110,0 113,2 113,4 113,5 115,2 115,1 115,2 115,6 1,4 2,9 0,2 0,1 1,5 −0,1 0,1 0,3

1 Da keine detaillierten Prognosen der Preisentwicklung im Tief- und Nichtwohnhochbau vorliegen, werden jeweils die Preisveränderungen wie im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau insgesamt angenommen.

Quellen: Statistisches Bundesamt; DIW Bauvolumenrechnung.

Ende der Rezession ist in Sicht

Das reale Bauvolumen dürfte im laufenden Jahr das fünfte Jahr in Folge schrumpfen. Für 2024 wird ein Minus von fast vier Prozent erwartet. Im Jahr 2025 dürfte der preisbereinigte Rückgang mit 0,8 Prozent moderat ausfallen. Für das kommende Jahr ist allerdings zu erwarten, dass das Bauvolumen wieder spürbar ausgeweitet wird (Tabelle 4). Das reale Wachstum dürfte dann bei zwei Prozent liegen. Getragen wird die Trendwende vom Wohnungsbau, gefolgt vom Wirtschaftsbau. Der öffentliche Bau dürfte dagegen real stagnieren.

Tabelle 4: Eckwerte der Entwicklung des Bauvolumens in Deutschland

2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026
In jeweiligen Preisen in Milliarden Euro Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Bauvolumen insgesamt 395,7 420,4 437,8 472,2 532,9 558,3 554,8 561,0 584,1 6,3 4,1 7,8 12,9 4,8 −0,6 1,1 4,1
Wohnungsbau 224,8 240,9 252,7 274,7 307,1 315,8 308,8 311,7 325,2 7,2 4,9 8,7 11,8 2,8 −2,2 0,9 4,3
Wirtschaftsbau 116,3 122,0 124,8 135,1 154,4 164,6 164,3 167,5 175,5 4,9 2,3 8,2 14,3 6,6 −0,2 2,0 4,8
Öffentlicher Bau 54,6 57,5 60,3 62,4 71,5 77,9 81,7 81,9 83,3 5,4 4,9 3,5 14,5 9,1 4,8 0,2 1,8
Index 2015 = 100
Preisentwicklung 110,8 115,6 117,7 127,3 146,5 156,4 161,2 164,4 167,8 4,3 1,8 8,2 15,1 6,8 3,0 2,0 2,1
Real, Kettenindex 2015 = 100
Bauvolumen insgesamt 107,0 109,1 111,6 111,2 108,8 106,6 102,7 101,8 103,8 2,0 2,3 −0,3 −2,2 −2,0 −3,7 −0,8 2,0
Nach Baubereichen
Wohnungsbau 108,9 111,8 115,2 115,4 112,4 108,4 102,8 101,6 104,1 2,7 3,1 0,2 −2,6 −3,5 −5,1 −1,2 2,4
Wirtschaftsbau 103,3 104,6 104,9 104,8 102,7 102,6 99,2 100,0 102,0 1,2 0,3 −0,1 −2,0 −0,2 −3,3 0,8 2,0
Öffentlicher Bau 107,5 108,0 112,0 108,3 107,3 107,8 109,4 106,5 106,5 0,5 3,7 −3,2 −1,0 0,5 1,5 −2,6 0,0
Nach Produzentengruppen
Bauhauptgewerbe 111,0 114,0 117,9 116,1 115,2 113,6 110,6 109,1 110,8 2,7 3,4 −1,5 −0,8 −1,4 −2,6 −1,3 1,6
Ausbaugewerbe 104,1 104,9 107,2 106,3 103,5 103,5 99,4 98,5 100,5 0,7 2,2 −0,9 −2,7 0,0 −3,9 −0,9 2,0
Sonstige Bauleistungen 110,2 112,6 114,1 114,9 110,8 106,4 102,2 102,2 104,5 2,2 1,4 0,6 −3,6 −3,9 −4,0 0,0 2,2

Quellen: Statistisches Bundesamt; DIW Bauvolumenrechnung.

Unter der schwachen Entwicklung des öffentlichen Baus leidet insbesondere das Bauhauptgewerbe. Die realen Wachstumsraten liegen 2025 und 2026 um rund einen halben Prozentpunkt unter dem Durchschnitt der Entwicklung des Bauvolumens insgesamt. Eine leicht überdurchschnittliche Entwicklung wird für die sonstigen Bauleistungen erwartet. Insbesondere Architektur- und Planungsleistungen dürften von der Wiederbelebung des Neubaus profitieren.

Fazit: Wohnungsbaukrise bleibt akut, Maßnahmen müssen jetzt schnell greifen

Die Bauwirtschaft steht vor einer Trendwende und könnte 2026 wieder wachsen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rückgänge der letzten Jahre eine noch größere Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen haben. Die Infrastruktur ist vielerorts marode, die Dämmung älterer Gebäude oft unzureichend und Wohnraum in den Städten so knapp wie seit Langem nicht mehr.

Selbst wenn 2026 wieder positive Wachstumsraten erzielt werden, liegt das reale Bauvolumen im Durchschnitt um gut sieben Prozent unter dem Spitzenwert von 2020. Im Wohnungsbau liegt die Differenz sogar bei zehn Prozent. Ausschlaggebend ist hier der Wohnungsneubau. Sein reales Volumen dürfte auch 2026 noch um rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2020 liegen.

Der politische Handlungsdruck, insbesondere den Wohnungsmangel zu beheben, ist also eher größer als kleiner geworden. Dabei scheinen Maßnahmen wie die erhöhte degressive Abschreibung von Investitionen in den Wohnungsneubau erste Früchte zu tragen.infoClaus Michelsen, Simon Junker, Ferdinand Fichtner (2023): Simulation des Wachstumschancengesetzes: Richtung stimmt, Effekte zu gering. Vfa Economic Policy Brief 09, 1–11 (online verfügbar). Auch Ansätze, Baukostensteigerungen zu begrenzen und Verfahren im Rahmen des Gebäudetyps E zu beschleunigen, sind auf den Weg gebracht.infoStefan Leupertz (2023): Bezahlbar Wohnen und nachhaltig Bauen. Rechtsgutachten zu neuen Regelungskonzepten für die kostengünstige und nachhaltige Durchführung von Bauvorhaben im Bereich des Wohnungsbaus (online verfügbar).

Diese Maßnahmen verbessern die strukturellen Investitionsbedingungen im Wohnungsbau, helfen aber kurzfristig wenig, den Wohnungsmangel in den Städten in den Griff zu bekommen. Ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau ist nötig. Dabei gilt es, nicht nur gezielt den Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten mehr Bundesmittel bereitzustellen, sondern auch auf Bundesebene den rechtlichen RahmeninfoBeispielsweise eine Sonderregelung angelehnt an Generalklausel des § 246 Absatz 14 Baugesetzbuch (BauGB). für eine beschleunigte Umsetzung zu schaffen.

Laura Pagenhardt

Doktorandin in der Abteilung Makroökonomie

Martin Gornig

Forschungsdirektor für Industriepolitik in der Abteilung Unternehmen und Märkte



JEL-Classification: E32;E66
Keywords: Construction industry, residential construction, public infrastructure, economic outlook
DOI:
https://doi.org/10.18723/diw_wb:2025-1-1

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