Das Pilotprojekt in Deutschland
Kurz darauf kam der Kontakt zum Verein Mein Grundeinkommen, der bereits seit 2014 mithilfe von Crowdfunding kleinere Grundeinkommen verloste. Über eine Doktorandin Schupps entstand der Austausch, aus dem sich eine Zusammenarbeit entwickelte. Für das DIW war es eine ungewöhnliche Kooperation: Auf der einen Seite eine NGO mit klarer Mission, auf der anderen Seite Forschende, die Ergebnisoffenheit einforderten, um einen Beitrag für den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt zu leisten. Aus dieser Kooperation des DIW Berlin zusammen mit der Wirtschaftsuniversität Wien und dem Verein Mein Grundeinkommen entstand das bislang größte Feldexperiment dieser Art in Deutschland.
Über drei Jahre erhielten 122 zufällig ausgewählte Personen monatlich 1.200 Euro. Dies entspricht einer Gesamtsumme von mehr als fünf Millionen Euro, ausschließlich finanziert durch Spendende der Zivilgesellschaft. Das Forschungsdesign folgte dabei experimentellen Standards: die eine Gruppe erhielt die Zahlungen und eine Kontrollgruppe, bestehend aus 1.580 Menschen, diente als Vergleich. Die Studienauswahl war an drei Beschränkungen geknüpft, nämlich dass nur Einpersonenhaushalte, die im Alter von 21 bis 40 Jahren waren, sowie vor Beginn der Geldzahlungen über ein monatliches Nettoeinkommen in Höhe von 1.100 bis 2.600 Euro verfügten in die Studie einbezogen wurden. Diese Eingrenzungen dienten dazu, methodische Probleme, wie die mögliche Anrechnung auf Sozialleistungen in Mehrpersonenhaushalten, zu vermeiden.
Für Schupp und sein Team war das Projekt in mehrfacher Hinsicht Neuland: „Das Fragebogengeschäft habe ich als ehemaliger SOEP-Leiter von der Pike auf gelernt, auch mit Längsschnittdaten war ich vertraut. Aber was wirklich neu für mich war, war so ein großes auf drei Jahre angelegtes Feldexperiment. Beim SOEP gibt es keine von Forschenden bewusst durchgeführten Eingriffe der befragungsbereiten Haushalte, die darauf abzielen, mögliche Verhaltensänderungen zu erforschen. Beim Pilotprojekt wollten wir hingegen genau die Wirkung eines regelmäßigen Geldimpulses messen und solche experimentell angelegten Designs sind in den Sozialwissenschaften vergleichsweise selten.“ Der Start des Projektes schlug medial große Wellen, sodass auch am DIW Berlin zahlreiche Menschen anriefen und Mails schrieben, um sich für ein Grundeinkommen zu bewerben.