Warum der Markt es eben nicht regelt – Keynesianimus und die Rolle von Staatsausgaben in Krisenzeiten

O-Ton
Warum der Markt es eben nicht regelt – Keynesianimus und die Rolle von Staatsausgaben in Krisenzeiten - Podcast „Wirtschaft bewegt“ mit Gustav Horn

Mit dem New Yorker Börsencrash begann Ende der 1920 Jahre die Weltwirtschaftskrise. So gut wie überall führte sie zum Rückgang der Industrieproduktion, Massenarbeitslosigkeit und Armut unter der breiten Bevölkerung. Ein Ökonom trug damals zur Überwindung der Krise bei und revolutionierte die Wirtschaftsforschung: John Maynard Keynes.

Über ihn, seine Theorien und darüber, welche Bedeutung der Keynesianismus noch heute hat, spricht Ulrike Fokken in dieser Folge des DIW-Jubiläumspodcast „Wirtschaft bewegt“ mit dem Wirtschaftsforscher Gustav Horn. Horn war lange Jahre Leiter der Konjunkturabteilung am DIW und ist Vorsitzender der Keynes Gesellschaft.

Prof. Dr. Gustav A. Horn, Vorsitzender der Keynes Gesellschaft und ehemaliger Leiter der Konjunkturabteilung (2000 - 2004) des DIW Berlin
© DIW Berlin

Keynes argumentiert für mehr Staatsausgaben in Krisenzeiten

John Maynard Keynes wurde am 5. Juni 1883 in Cambridge, England, geboren und studierte er am renommierten King's College der Universität Cambridge, wo er später auch lehrte. Er war einer der ersten Wirtschaftswissenschaftler, die für ein stärkeres Eingreifen des Staates in Krisenzeiten argumentierte. Horn erklärt im Podcast: „Viele Ökonominnen und Ökonomen glaubten damals, dass Krisen sich von selbst überwinden, dass der Markt es richtet. Gegen diese Sichtweise hat sich Keynes gewehrt.“

Stattdessen argumentierte Keynes, dass in wirtschaftlichen Krisen der Staat aktiv eingreifen müsse – etwa durch erhöhte Staatsausgaben –, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Nachfrage zu stabilisieren. Diese Ideen legten den Grundstein für die sogenannte keynesianische Wirtschaftspolitik, deren Einfluss bis heute spürbar ist.

J. Maynard Keynes, der berühmte Wirtschaftswissenschaftler, abgebildet in seinem Haus in London
© Wikipedia Commons / Bettmann Archive

Keynesianismus prägt Weltwirtschaft bis heute

Während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre sowie nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Keynes' Ansichten großen Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen, insbesondere in den USA und Großbritannien. Er spielte auch eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der internationalen Wirtschaftsordnung nach 1945, etwa bei der Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.

Gerade in jüngster sind Lehren von Keynes immer relevanter geworden. Zur Bankenkrise 2008 beriet Gustav Horn die Bundesregierung auf Basis von Keynes Theorien: „Damals hat man dann tatsächlich auch über einen Krisengipfel bei der Kanzlerin wieder keynesianische Konzepte angewandt, um die Wirtschaft aufzufangen. Das hat ja auch funktioniert.“

Das Interview führte Ulrike Fokken. 

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