Höhere Wasserentgelte und Strukturreformen könnten Wasserknappheit an der Spree verringern

Pressemitteilung vom 21. Mai 2025

DIW-Studie berechnet, dass Erhöhung und Harmonisierung der Wasserentnahmeentgelte die Wassernachfrage an der Spree senken könnten – Nachfrage- und Angebotsteuerung sind eine Alternative zur Umleitung von Elbwasser in die Spree – Vorzeitiger Braunkohleausstieg fördert eine nachhaltige Grundwasserwirtschaft

Eine einheitliche Erhöhung der Wasserentnahmeentgelte auf das Niveau des Berliner Grundwasserpreises könnte die Wassernachfrage in den betroffenen Ländern Berlin, Brandenburg und Sachsen um bis zu 16 Prozent senken und damit die Wasserknappheit entlang der Spree verringern. Der Braunkohletagebau in der Lausitz hat lange Grundwasser in die Spree gepumpt. Da diese Wassereinspeisungen in den 2030er Jahren mit dem Ende der Braunkohleverstromung wegfallen, drohen Wasserkonflikte für die Spree-Anrainer. Forschende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Technischen Universität Berlin (TU) haben in verschiedenen Szenarien berechnet, um wie viel die Wassernachfrage durch verschiedene Erhöhungen der Wasserentgelte zurückgehen könnte. Am meisten Wasser würden in allen Szenarien Energieversorger, Industrie und Gewerbe einsparen.

© DIW Berlin

Alternative zur Umleitung von Elbwasser

Eine drastische Reduzierung der Wassernachfrage durch höhere Preise kombiniert mit Maßnahmen auf der Angebotsseite könnte eine umstrittene technische Lösung hinfällig machen. Derzeit wird diskutiert, große Mengen von Elbwasser in die Spree umzuleiten, wodurch die Wasserknappheit lediglich von der Spree in die Elbe verlagert würde.

„Rein technische Ansätze wie die Umleitung der Elbe sind keine nachhaltige Lösung. Es ist jetzt an der Politik, Fehlanreize zu korrigieren“, fordert Studienautorin Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin. „Statt künstliche Wasserknappheit in der Elbe zulasten Hamburgs zu verursachen, sollte der Wassermangel entlang der Spree durch vernünftiges umweltökonomisches Wassermanagement verringert werden.“

„Ein früherer Kohleausstieg entlastet die Grundwasserwirtschaft und fördert den Weg zu einer nachhaltigen Wasserwirtschaft“ Christian von Hirschhausen

Für eine effiziente Wassernutzung ist neben der Senkung der Nachfrage eine Erhöhung des Angebots erforderlich: So kann die Renaturierung von Flussauen die Wasserknappheit in der Spree dämpfen. Bis zu 0,66 Kubikmeter zusätzliches Wasser kann dadurch pro Sekunde in die Spree gespeist werden. „Wir brauchen eine Harmonisierung der Wasserentnahmegelte, um die Nachfrage nach Spreewasser zu senken, und eine Renaturierung der Flussauen, um das Angebot zu steigern“, so Studienautor Gero Frank Scheck von der TU.

Früherer Kohleausstieg entlastet Wasserhaushalt

Der Wasserverbrauch kann noch weiter reduziert werden, indem die Flächen für die neuen Tagebauseen kleiner geplant werden. Für eine Übergangszeit können die Tagebaupumpen auch nach dem Kohleausstieg noch Grundwasser in die Spree pumpen. „Die Wasserproblematik in der Lausitz muss getrennt vom Braunkohleausstieg diskutiert werden“, sagt Studienautor Christian von Hirschhausen. „Ein vorzeitiger Braunkohleausstieg verschlechtert die Wassersituation nicht. Im Gegenteil: Ein früherer Kohleausstieg entlastet die Grundwasserwirtschaft und fördert den Weg zu einer nachhaltigen Wasserwirtschaft.“

Da die Wasserverfügbarkeit an der Spree zurückgeht, wachsen die Verteilungskonflikte zwischen Landwirtschaft, Tourismus, Industrie, kommunaler Wassernutzung und Naturschutz. „Wenn diese Verteilungskonflikte frühzeitig erkannt werden, können sie aktiv angegangen und damit entspannt werden“, so von Hirschhausen.

Links

O-Ton von Claudia Kemfert
Beim Wassermanagement sollte man sowohl Angebot als auch Nachfrage stärker berücksichtigen - Interview mit Claudia Kemfert
Claudia Kemfert

Abteilungsleiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

Astrid Cullmann

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt

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