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Die Erträge der Energiewende sind viel höher als die Kosten

Medienbeitrag vom 20. Mai 2021

Die Gewinne der Energiewende werden einfach ausgeblendet. Stattdessen werden Schreckensszenarien von ausufernden Kosten beleuchtet, mahnt Claudia Kemfert.

Dieser Text von Claudia Kemfert erschien am 19. Mai 2021 im Handelsblatt.

Bezeichnenderweise wird bei der Energiewende immerzu und fast nur nach den Kosten gefragt, während bei anderen Großprojekten gern der Nutzen im Vordergrund steht. Bau einer Autobahn? Beseitigt Engpässe. Verlängerung der Atomkraftwerkslaufzeiten? Sichert irgendeine Notlage. Nur die Energiewende, die kostet.

Permanent werden in einem medialen Überbietungswettbewerb horrende Zahlen herausposaunt. Fragwürdige Studien summieren munter alle möglichen Kosten. Der Nutzen oder gar Gewinne stehen dagegen nicht auf der Rechnung.

Dabei gehört zu einer seriösen Studie natürlich auch, den positiven Wert der Energiewende zu beziffern. Seriös bedeutet wissenschaftlich fundiert, mit validierten Daten und transparent aufbereitet.

Herkömmliche Energie verursacht hohe Nebenkosten

Eine ehrliche Berechnung basiert auf zwei Schritten: Sie ermittelt zunächst die Nettokosten. Was kostet die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Vergleich zur Stromerzeugung mit konventionellen Technologien? Dabei werden die „Stromgestehungskosten“ gegenübergestellt, also die Summe aller Kosten, die innerhalb der vorgesehenen Gesamtlaufzeit entstehen, dividiert durch den Stromertrag über die gleiche Laufzeit.

Im zweiten Schritt wird der Nutzen ermittelt. Das wird bei weniger seriösen Kosten-Nutzen-Studien leider allzu oft „vergessen“. Denn herkömmliche Energien liefern auf der Nutzenseite nicht nur Energie, sondern bekanntlich auch gewaltige Umwelt- und Klimaschäden. Diese Nebenkosten wachsen aufgrund des Klimawandels obendrein immer stärker. Der wesentliche Nutzen der erneuerbaren Energien liegt in den vermiedenen Nebenkosten.

Ausgaben der Energiewende führen auch zu Einnahmen

In weniger seriösen Berechnungen werden verlorene Arbeitsplätze etwa in der Kohleindustrie einseitig als Nebenkosten der Energiewende beziffert. Seriös ist es, die Wertschöpfung und Arbeitsplätze durch Investitionen in erneuerbare Energien dagegenzustellen. Dann findet man: Der Nettonutzen der Energiewende ist weit größer als die Nettokosten. Anders gesagt: Die Energiewende kostet nicht, sie spart Geld.

Genauso irreführend ist es, bei der Klage über hohe Kosten der Energiewende zu unterschlagen, dass Ausgaben für die Energiewende auch zu Einnahmen führen. Die Kosten sind Investitionen – und die werden natürlich mit Gewinnabsicht getätigt.

Auch bei der Kohle- und Atomenergie sind gewaltige Summen in den Aufbau der Kraftwerke und Strukturen geflossen, bevor der angeblich so günstige Strom aus der Steckdose kam. Günstig ist das nur bei extremer Kurzsichtigkeit: Denn die Langzeitkosten durch Atommüll, Umwelt- und Klimaschäden müssen von künftigen Generationen bezahlt werden.

Eine Generation hat billige Energie, aber 30.000 Generationen zahlen dafür die Zeche. Dabei kalkuliert doch jeder Häuslebauer, wenn er heute eine neue Heizung kauft, die langfristigen Verbrauchs- und Nutzungskosten mit ein.

Je schneller, desto größer der Nettonutzen

Die Anschubfinanzierung der Energiewende hat einen enormen Nutzen gebracht. So wurden die Stromgestehungskosten der erneuerbaren Energien durch Innovationen, steigende Nachfrage und Wettbewerb deutlich gesenkt.

Je schneller der Ausbau erneuerbarer Energien vorangeht, desto größer wird der Nettonutzen der Energiewende. Denn so können wir nicht nur externe Kosten durch Atom und Kohle drastisch reduzieren, sondern auch Jobs in der Solar- und Windbranche zurückgewinnen, die wir an China und andere Länder verloren haben.

Reden wir von den Gewinnen!

Die fossile Vogel-Strauß-Politik kostet Milliarden. In den letzten zehn Jahren haben wir mit dem „Brückentechnologie-Theater“ unnötig Zeit und Geld vergeudet. Der Kohleausstieg hätte effizienter und billiger sein können, vor allem die üppigen Entschädigungszahlungen waren überflüssig. Die erneuerbaren Energien wurden und werden ausgebremst. Das macht die Energiewende unnötig teuer. Das Ausbautempo der erneuerbaren Energien muss drastisch erhöht werden.

Statt von den Kosten der Energiewende sollten wir lieber von den potenziellen Gewinnen der Energiewende reden! Denn über die Zeit rechnet sie sich. Je schneller wir sie umsetzen, desto günstiger wird es. Vor uns liegen weitere 20 Jahre, in denen wir in allen Bereichen die Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erreichen und damit die Gewinnzone der Energiewende ausbauen. Je früher wir damit anfangen, desto größer wird die Rendite.

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