Gender Pay Gap steigt mit dem Alter – besonders bei Akademiker*innen

Pressemitteilung vom 5. März 2025

DIW Berlin veröffentlicht anlässlich von Internationalem Frauentag und Equal Pay Day zwei Studien – Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern je nach Alter und Bildungsabschluss sehr unterschiedlich – Geschlechtsspezifische Kompetenzunterschiede erklären Gender Pay Gap kaum – Politik sollte Anreize für gleichere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit setzen

Der Gender Pay Gap, also die anhand der Bruttostundenlöhne gemessene durchschnittliche Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, lag in Deutschland zuletzt bei 16 Prozent. Wie eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, verbergen sich hinter dieser Zahl aber teils gravierende Unterschiede nach Alter und Bildungsniveau. Demnach steigt der Gender Pay Gap mit zunehmendem Alter deutlich. Vor allem in der Phase der Familiengründung wird die Verdienstlücke größer. Das gilt zudem für alle Bildungsgruppen, am stärksten aber für Beschäftigte mit abgeschlossenem Hochschulstudium.

© DIW Berlin

In dieser Gruppe beträgt der Gender Pay Gap ab einem Alter von 45 Jahren bis zu 28 Prozent. Bei Personen mit Abitur und/oder Ausbildung und bei Personen ohne Abitur und Ausbildung liegt er bei etwa 20 Prozent. Eine Erklärung dafür ist, dass der Stundenlohn in Berufen, für die höhere Bildungsabschlüsse erforderlich sind, mit steigender Wochenarbeitszeit überproportional steigt. Frauen sind aber deutlich häufiger in Teilzeit beschäftigt als Männer, insbesondere im Westen Deutschlands. Am geringsten fällt die geschlechtsspezifische Lohnlücke im Alter von 25 bis 29 Jahren aus. In diesem Alter beträgt sie in allen Bildungsgruppen rund zehn Prozent.

Für die Studie haben Katharina Wrohlich und Fiona Herrmann Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2013 bis 2022 analysiert. „Wenn die Politik dem immer noch hohen Gender Pay Gap etwas entgegensetzen will, muss sie Anreize für eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit, wie Kinderbetreuung und Hausarbeit, setzen“, betont Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics im DIW Berlin. „Steuerliche Fehlanreize wie das Ehegattensplitting und die Minijob-Regelung sollten reformiert werden. Sie bewegen bisher vor allem verheiratete Frauen dazu, höchstens einer Teilzeit- oder geringfügigen Beschäftigung nachzugehen, mit entsprechenden Folgen für ihre Karrierechancen und Stundenlöhne.“

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Teils erhebliche Kompetenzunterschiede bei Lesen und Rechnen

In einer zweiten Studie wurde mithilfe von Daten des Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) der Zusammenhang zwischen geschlechtsspezifischen Kompetenzunterschieden und dem Gender Pay Gap untersucht. Demnach unterscheiden sich die Grundkompetenzen, wie Lesen und Rechnen, zwischen Männern und Frauen in Deutschland teils erheblich. Mittlerweile weisen Frauen hierzulande im Durchschnitt eine höhere Lesekompetenz auf als Männer. Männer schneiden hingegen nach wie vor besser bei Rechenkompetenzen ab – und das über alle Altersgruppen (von 16 bis 65 Jahren) hinweg. Die Ergebnisse zeigen aber auch: Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern können diese Unterschiede nur minimal erklären. „Um echte Chancengleichheit zu erreichen, müssen wir bereits in der Schule ansetzen und Stereotype in der Berufswahl aufbrechen – etwa durch eine gezielte Förderung von Mädchen in MINT-Fächern und von Jungen in sprachlichen Bereichen“, erklärt Studienautorin Lavinia Kinne aus der Forschungsgruppe Gender Economics des DIW Berlin, die die Studie gemeinsam mit Jonas Jessen vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Frauke Witthöft vom ifo Institut in München erstellt hat.

Links

O-Ton von Katharina Wrohlich
Bildung schützt nicht vor dem Gender Pay Gap - Interview mit Katharina Wrohlich
Katharina Wrohlich

Leiterin in der Forschungsgruppe Gender Economics

Lavinia Kinne

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Staat

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